Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
im Islam gehört es zu den religiösen Pflichten, fünfmal täglich zu beten. Für uns Christen ist das nicht so genau geregelt. Wie oft beten Sie? Täglich morgens und abends? Vor dem Essen? Im Gottesdienst oder wenn Sie eine Kirche betreten? Oder einfach mal so zwischendurch? Manche beten öfter, als sie selber glauben: Der Ausruf “O Gott!” ist ja schon ein kurzes Gebet.
Ich kenne Leute, die sind stolz auf ihr Gebetsleben: Sie erzählen davon, wie oft und wie lange sie beten. Ich kenne auch Leute, die machen aus ihrem Tischgebet eine fromme Demonstration: in der Gaststätte, in der Mensa, in der Kantine, da sollen es die anderen möglichst mitbekommen, dass ich vor dem Essen bete.
Jesus setzt voraus, dass wir beten. Aber er warnt zugleich davor, dass wir aus unserem Beten eine öffentliche Demonstration oder eine religiöse Leistung machen. Er sagt: “Wenn ihr betet, dann macht das in eurem Kämmerlein. Was du mit deinem himmlischen Vater zu besprechen hast, geht sonst keinen was an.” Und: “Wenn ihr betet, dann macht nicht viele Worte, nach dem Motto ‘viel hilft viel’, sondern sagt Gott kurz und knapp, was ihr auf dem Herzen habt. Er weiß doch schon, was ihr wirklich braucht.” - Also: Beten ist Privatsache. Und Beten ist nicht kompliziert.
Und damit das Beten noch einfacher wird, hat Jesus ein kurzes Mustergebet hinterlassen, das wirklich jeder Christ kennen sollte: das Vaterunser. Darin ist alles zusammengefasst, worum wir Gott sinnvollerweise bitten sollen: dass Gott an erster Stelle in unserem Leben steht, dass sein Reich kommt und sein Wille geschieht – auch bei uns und durch uns –, dass wir haben, was wir für unser Leben brauchen – das tägliche Brot, dass uns vergeben wird und dass wir andern vergeben, dass wir vor dem Bösen bewahrt werden. – Alle anderen Gebete sind konkrete Anwendungen dieses einen Mustergebets.
Darum ist das Vaterunser immer richtig.
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