Sonntag, 21. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 21. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

Das Wir entscheidet – unter diesem Slogan macht die SPD Wahlkampf für die Bundestagswahlen im September. Das Wir, das soll wohl für Gemeinschaft stehen, für Solidarität, für demokratische Beteiligung. Aber ok, das müssen die Genossen selber erklären.

Mir geht es nicht um die SPD, mir geht es darum, dass ich diesen Slogan nicht für so glücklich halte – egal, von wem er nun kommt. Dieser Slogan ist nicht glücklich, weil er an die schlimme Geschichte kollektivistischer Ideologien erinnert. „Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche“ – so war es im 1. Weltkrieg: Das Wir entscheidet. „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – so war es ein paar Jahre später: Das Wir entscheidet. „Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront“ – so war es bei den Kommunisten: Das Wir entscheidet. – Und immer war der Einzelne, der sich nicht ins Kollektiv einfügen wollte, der Feind, der Böse, der oft genug bekämpft, vernichtet, eliminiert werden musste. Das Wir entscheidet – der Einzelne zählt nicht. – Nein, ich möchte der guten alten SPD nicht unterstellen, dass für sie der Einzelne nicht zählt; ich finde nur, dass sie eine unglückliche Formulierung gewählt hat, die an schlimme Traditionen erinnert.

Was zuerst gut klingt, muss nicht unbedingt gut sein. Als Christen, als Kirche könnten wir ja auch auf die Idee kommen, zu sagen: Das Wir entscheidet: Wir sind eine starke Gemeinschaft, Gemeinde, viele, die zusammengehören, zusammenhalten, Solidarität leben, die wir auch gerne Nächstenliebe nennen. – Ja, das Wir, das Miteinander von Menschen ist uns in der Tat wichtig. Auch das Wir der kleinen Gemeinschaften, der Familien vor allem.

Aber vor dem Wir kommt das Ich, kommt der Einzelne. Oder das Du, der Einzelne. Ein echtes Wir entsteht erst dort, wo wir Ich und Du sagen. „Ich liebe dich“ – ist der klassiche Satz zwischen Ich und Du, der, wenn er erwidert wird, aus beiden ein Wir macht.

Auch am Anfang des Glaubens stehen Ich und Du. Gott sagt zu mir: „Ich liebe dich“. Und ich sage zu Gott: „Ich vertraue dir. Ich glaube dir.“ – Für Gott ist jeder Einzelne unendlich wichtig. Nicht die große Masse, sondern der einzelne Mensch, Du, so einigartig wie nur du bist.


Darum nicht: Das Wir entscheidet. Sondern besser: Das Du entscheidet.

Samstag, 20. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonnabend, dem 20. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

wir wollen gerne etwas Besonderes sein, nicht mittelmäßig. Und man soll es sehen, wie besonders wir sind. 

Viele versuchen das mit ihrem Körper, den sieht man nämlich zuerst. In uns spuken Ideale von Schönheit, vom Schlanksein oder von einer muskulösen Gestalt. Von manchen Frauen höre ich, dass sie gar nicht ohne ihre Waage leben könnten. Oder sie haben kaum in einem Auto Platz genommen und schon klappen sie den Spiegel herunter und überprüfen die Kosmetik. Friseurtermine im Wochentakt sind normal. Das Abo im Fitnessstudio natürlich auch. Und für immer mehr Leute werden Schönheitsoperationen interessant. Man kann ja was tun für seine Schönheit! Wer heute noch mit zu langer Nase, abstehenden Ohren oder Hängebrüsten herumläuft, ist selber schuld. Wirklich einzigartig macht uns dann schließlich das Tattoo. Darüber, dass es uns in ein paar Jahren peinlich sein könnte, so wie uns heute schon die alten Arschgeweihe aus den Neunzigern peinlich sind, darüber denkt keiner gerne nach.

Gewiss, unser Körper ist etwas Tolles, uns an seiner Schönheit erfreuen und ihn pfleglich behandeln, ist ganz in Ordnung. Nur: So wichtig ist er nun auch wieder nicht. Wichtig ist der Mensch, der diesen Körper bewohnt. Wichtig sind das, was wir die inneren Werte nennen. Ein schöner Körper allein macht einen Menschen auf die Dauer auch nicht liebenswert.

Warum sind uns dennoch die Äußerlichkeiten, der Augenschein so wichtig? – Nun, weil wir Menschen Augentiere sind. Das Sehvermögen ist unser wichtigster Sinn. Wir orientieren uns zuerst an dem, was wir sehen.

Aber das hat auch einen Nachteil: Mit unseren Augen sehen wir immer nur das Äußere, die Oberfläche. Wir werden buchstäblich oberflächlich.

Wir sollten gelegentlich daran denken, dass unser Körper nur äußerlich ist. Wer wir wirklich sind und was uns einzigartig macht, das ist unser Inneres.


In der Bibel steht ein schöner Satz: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an (1. Samuel 16,7). – Auf unser Herz, darauf kommt’s wirklich an.

Freitag, 19. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Freitag, dem 19. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

gestern habe ich über Mittelmaß und Einzigartigkeit gesprochen. Jeder Mensch möchte einzigartig sein, und trotzdem möchte er auch nicht zu weit von der Mitte, vom Durchschnitt, von der Norm abweichen; das würde ihn zum Außenseiter machen.

Was macht dich einzigartig? – Stellen wir uns vor, wir hätten für alle möglichen menschlichen Eigenschaften Skalen von 1 bis 100. Das könnte bei Äußerlichkeiten beginnen: Körpergröße, Nasenlänge, Haarfarbe usw. Das könnte weitergehen bei Begabungen: Musikalität, Sportlichkeit, mathematische Begabung, Phantasie und vieles mehr. Dann sollte man vor allem auch Charaktereigenschaften in Betracht ziehen: Mut, Offenheit, Hilfsbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit, Geduld usw. usf. Und schließlich auch das, was wir äußerlich haben: Reichtum, Familie, Freunde … Man könnte sich sicher hunderte solcher Skalen ausdenken. Die meisten von uns werden bei den meisten dieser Eigenschaften irgendwo nahe der Mitte liegen; die Extreme sind eher selten. Aber niemand liegt bei allen Eigenschaften genau in der Mitte; das wäre dann der absolute Durchschnitt, die vollkommene Mittelmäßigkeit. Nein, der eine hat da ein bisschen mehr und der andere kann dort ein bisschen weniger. Und so ist jeder Mensch eine ganz einzigartige Mischung von Eigenschaften. Vielleicht sehen sich zwei Menschen körperlich sehr ähnlich; aber dann hat doch der eine einen ganz anderen Charakter als der anderer. Vielleicht treffen sich zwei regelmäßig zum Tennisspielen und sind dabei annähernd gleich stark, aber der eine ist schüchtern, der andere ein Draufgänger, der eine hat Familie, der andere lebt allein. Überall, wo es Gemeinsamkeiten gibt, gibt es auch Unterschiede. Und je besser wir einen Menschen kennenlernen, um so deutlicher merken wir: Er passt in keine Schublade, er ist einzigartig.
Die Mischung macht’s, die Mischung aus oft recht mittelmäßigen Eigenschaften macht dann doch jeden Menschen einzigartig.

Jeder von uns verwirklicht auf ganz einmalige Weise einige von den Möglichkeiten, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Jeder ist besonders, keiner ist wie ich, keiner ist wie du. Jeder Mensch ist einzigartig. Gott will uns nicht alle gleich machen, er liebt uns in unserer Einzigartigkeit.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Donnerstag, dem 18. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

wir leben im Zeitalter der Casting-Shows. Obwohl diese Entwicklung ihren Höhepunkt wahrscheinlich schon überschritten hat. Trotzdem: der Beste zu sein, die Schönste, Topmodel, Suptertalent oder Superstar – das reizt eine ganze Generation.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Beitrag in einem Blog gelesen, da meinte die Autorin, früher in ihrer Generation (und das ist auch meine), da hätte man Stars wie die Garbo einfach bewundert. Sie waren unerreichbar und einzigartig und man selber war halt Mittelmaß, und gut. Heute seien die Stars der Maßstab, das Leitbild, nach dem jeder versuchen könnte ein kleiner Star zu werden.

Gewiss: bei all den Castings zeigt sich, dass es eine ganze Menge schöner Menschen gibt, guter Sänger oder talentierter Kleinkünstler. Allein: Wirkliche Topmodels oder Superstars werden in den alljährlichen Shows nicht geboren. Wer erinnert sich noch an die Superstars von vor drei Jahren! Wir erleben eben doch nur gehobenes Mittelmaß.

Das Dumme ist ja, dass so viele genau mit den gleichen Qualitäten Spitze sein wollen: mit ihrem Körper, mit ihrer Stimme, mit ihrem Auftreten. Alle eifern mehr oder weniger den gleichen Idealen nach. Bei der körperlichen Schönheit ist es besonders deutlich. Wer kann schon noch die Topmodels und Misswahl-Prinzessinnen unterscheiden! Die gleichen Gesichter, die gleichen superschlanken Körper, das gleiche Auftreten; und wo es noch nicht stimmt, werden sie von Heidi Klum auf Norm getrimmt.

Am Ende bleibt eben doch nur Mittelmaß. Das Besondere, das Einzigartige eines Menschen geht dort vor die Hunde, wo er alles dafür tut, um die eine bestimmte Norm zu erfüllen, der sie alle nachjagen.

Dabei hat jeder etwas, worin er nicht Mittelmaß ist, sondern wirklich einzigartig. Dein Lachen, deine Phantasie, deine Träume, deine Geschicklichkeit, deine Geduld, dein Mut, dein Wissen auf einem Spezialgebiet, deine Augen, mit denen du die Welt siehst, wie kein anderer – das alles macht dich einzigartig - nicht mittelmäßig.

Mit den Worten der Bibel kannst du beten: Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. (Psalm 139, 14).

Mittwoch, 17. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 17. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

„Ist der Mann gut oder ist der böse?“ – Ich erinnere mich daran, wie meine Tochter noch sehr klein war und vor dem Fernseher diese Frage stellte. Gut oder Böse, Richtig oder Falsch – das ist die einfache Weltsicht eines Kindes.

Als Erwachsene wissen wir: Es ist nicht ganz so einfach. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern eine Menge Grautöne dazwischen, genau genommen sogar eine Menge Farbtöne. Die Welt ist Bunt und nicht Schwarz-Weiß.

Und trotzdem ist da immer noch das Kind in uns, das es gerne einfach und eindeutig haben möchte: Ist der gut oder böse? Auf welche Seite soll ich mich stellen? Was ist richtig, was ist falsch?

Gestern habe ich über den NSA-Datenskandal gesprochen. Ich weiß, dass viele diese geheimdienstliche Datensammelei, noch dazu von den Amerikanern, einfach nur böse finden. Und deshalb finden sie dann den Geheimnisverrat eines Edward Snowden gut. Aber, wie gesagt, wenn es wirklich um die Sicherheit vor terroristischen Bedrohungen geht, kann man das unter Umständen auch anders sehen: Amerikanische Geheimdienste leisten ihren Beitrag, um Leben und Eigentum der Menschen, vor allem natürlich der Amerikaner zu schützen; das ist ihr Auftrag, und der ist nicht per se böse.

Oder Syrien: Seit langem beobachten wir mit Sorge und Entsetzen diesen Bürgerkrieg. Die meisten sind überzeugt, dass das Assad-Regime böse ist und der Aufstand dagegen berechtigt. Viele im Westen befürworten sogar Waffenlieferungen an die Rebellen. Andererseits konnten Christen und andere Minderheiten unter Assad relativ sicher und unbehelligt leben; dort wo die islamistischen Rebellen die Oberhand haben nicht mehr. – Ein Konflikt, in dem es offenbar gar keine Guten gibt. Das macht uns Unbehagen, und deshalb schalten wir bei dem Thema am liebsten ab.

Zu unserer menschlichen Existenz gehört es aber ganz offensichtlich dazu, dass wir es aushalten müssen, dass Gut und Böse gemischt sind, dass es wohl überhaupt nichts und niemanden gibt, der absolut nur gut wäre; nicht mal wir selber sind es.


Jesus hat es ganz einfach gesagt: Niemand ist gut als Gott allein.

Darum: Wenn ich wirklich auf der guten Seite stehen will, dann halte ich mich an Gott.

Dienstag, 16. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Dienstag, dem 16. Juli 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

seit ein paar Wochen wissen wir es ganz genau: Amerikanische Geheimdienste überwachen unsere Telefonverbindungen, E-Mail-Kontakte und Aktivitäten in den sozialen Netzwerken des Internets. – Was für eine Überraschung! Freilich, über den Umfang, die Details und die Methoden waren wir bis dato nicht so genau im Bilde.

Manche rechtfertigen dieses Vorgehen, weil es nicht nur Amerikaner, sondern auch uns möglicherweise vor manchen Gefahren, insbesondere terroristischer Art, schützt. Andere sind entsetzt darüber, wie von einem freien, demokratischen Staat in die Freiheit und Privatsphäre der Menschen eingegriffen und hineingeschnüffelt wird.

Zwei große und berechtigte Interessen stehen sich beinahe unversöhnlich gegenüber: das Interesse an der persönlichen Freiheit und Privatsphäre auf der einen Seite, das Interesse an der Sicherheit auf der anderen Seite. Und ich muss gestehen: Ich bin da ziemlich unentschieden, auf welche Seite ich mich stellen sollte.

Gewiss: ich habe nichts zu verbergen, ich bin weder ein Krimineller noch ein Terrorist, ich stehe zu meinen politischen und religiösen Ansichten, auch öffentlich. Auf der anderen Seite: Es gibt private Kontakte, Gespräche, den Austausch von Gedanken, der niemanden etwas angeht. Ich denke da auch an den Bereich seelsorgerlicher Beratung, der von Rechts wegen absolut vertraulich ist. – Nein, vermutlich wird es nie einen Menschen geben, der aus den Datenbergen der Geheimdienste gerade meine unwichtigen Kontakte herausfiltert und nachliest. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl.

Mir fallen Verse aus der Bibel ein: Du erforschst mich und kennst mich. Ich setze mich oder ich stehe auf – du weißt es. Du liest meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder ich liege, du bist bei mir und siehst alle meine Wege. Kein Wort, das ich sage, das du nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich (Psalm 139, 1-5).

Man könnte meinen, die Bibel beschreibt hier einen modernen Geheimdienst. In Wahrheit spricht sie von Gott. Gott kennt dich und mich besser als jeder Geheimdienst. Und er sorgt für meine Sicherheit und für meine Freiheit. Darauf vertraue ich, weil ich weiß, dass Gott es absolut gut mit mir meint.

Montag, 15. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Montag, dem 15. Juli 2013

Guten Morgen, lieber Hörer,

ich habe lange darüber nachgedacht, ob es besser ist, Sie mit liebe Hörerinnen und Hörer zu begrüßen, so wie ich das bisher meistens gemacht habe, oder einfach nur liebe Hörer zu sagen – das habe ich auch schon mal eine Woche lang ausprobiert.

Ich bin zu der Entscheidung gekommen, einfach liebe Hörer zu sagen.

Damit bin ich völlig weg vom Trend und vom Zeitgeist, und ziehe mir vielleicht sogar den Vorwurf zu, frauenfeindlich zu sein.

Diesen Vorwurf muss ich allerdings gleich zurückweisen. Ich habe nichts gegen Frauen. Ich diskriminiere Frauen nicht. Und ich nehme an, dass mindestens die Hälfte meiner Zuhörer Frauen sind.

Ich glaube, es ist genau umgekehrt: Diejenigen, die Hörerinnen und Hörer sagen, Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde, die diskriminieren die Frauen. Diskriminieren bedeutet: einen Unterschied machen, jemanden ungleich behandeln. Die weibliche Form auf -innen macht genau diesen Unterschied: Die Frauen werden getrennt genannt. Es wird ein Unterschied gemacht zwischen Hörern und Hörerinnen, zwischen Freundinnen und Freunden usw. Und worin besteht dieser Unterschied? – Genau: im Geschlecht. Zwischen den Beinen.

Dafür, dass Sie meinen Gedanken heute morgen zuhören, ist dieser Unterschied aber völlig unwichtig. Ob Sie Frau sind oder Mann, das ist mir gleichgültig. Also: Weshalb sollte ich dann die Frauen besonders ansprechen?

Hörer, Freunde, Genossen usw. – das ist die allgemeine umfassende Form. Die Endung mit -innen gilt nur für Frauen. Es gibt keine männlichen Hörerinnen, wohl aber weibliche Hörer. Alles andere ist eine Vergewaltigung der Sprache; und die mache ich nicht mehr mit.

Sie haben gewiss in den letzten Wochen diesen Unsinn gehört, dass in der Leipziger Universität, auch Männer als Professorinnen bezeichnet werden sollen. Da wird dann tatsächlich diskriminiert: nämlich Männer sprachlich ausgeschlossen oder zu Frauen gemacht. Irgendwann, finde ich, ist es gut. Wir müssen nicht jeden Unsinn mitmachen.


Der Apostel Paulus hat geschrieben: Wenn ihr im Glauben mit Christus verbunden seid, gibt es keinen Unterschied mehr, nicht zwischen Juden und Griechen, nicht zwischen Sklaven und freien Menschen, nicht zwischen Mann und Frau (Galater 3, 28). – Das waren revolutionäre Worte, weil sie deutliche machen, dass der christliche Glaube niemanden diskriminiert, sondern Männer und Frauen gleich wertschätzt. Weil Gott jeden Menschen gleich wertschätzt.

Sonntag, 14. Juli 2013

Predigt am 14. Juli 2013 (7. Sonntag nach Trinitatis)

Die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, kamen zurück und erzählten ihm, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.
Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: „Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.“ Er aber sprach zu ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Sie sprachen: „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen.“ Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: „Laßt sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig.“ Und sie taten das und ließen alle sich setzen. Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten. Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrigließen, zwölf Körbe voll.
Lukas 9, 10-17


Da hast du aber übertrieben, Lukas: fünf Brote und zwei Fische für 5000 Menschen! Und dann bleiben körbeweise Reste übrig! Warum erzählst du uns keine glaubwürdigeren Geschichten? Fünfzig Brote für fünfhundert Leute, das hätte doch gereicht! Dann hätte das auch mit unserer Lieblingsinterpretation funktioniert: dass viele noch etwas aus ihren eigenen Taschen hervorgeholt hätten, so dass alle genug hatten. Aber so? Bei fünftausend Leuten und fünf Broten klappt es auch mit dieser Erklärung nicht mehr. Ein Tausendstel Brot für jeden – das ist absurd! Auch die schöne alte rationalistische Erklärung, die Aktion sei heimlich vorbereitet worden und die Jünger hätten Brotvorräte in den Büschen versteckt gehabt, zieht nicht bei solchen Mengen. Nein, Lukas, du hast einfach übertrieben! Du wolltest uns ein besonders großes Wunder erzählen, und wir sollen dir das glauben. Du machst es uns wirklich schwer!
Aber wahrscheinlich musstest du diese Geschichte einfach aufschreiben. Jeder, der das Leben von Jesus erzählte, kannte auch diese Geschichte und hat sie weitererzählt: sechsmal steht sie nun in unseren Evangelien, wie Jesus mit ganz wenig Brot und Fisch ganz viele Leute satt gemacht hat. Die Leute haben diese Geschichte geliebt. Vielleicht gerade deshalb, weil sie so übertrieben erscheint.
Wenn ich in deinem Evangelium ein bisschen zurückblättere, Lukas, dann muss ich sagen: Es wimmelt da eigentlich von Übertreibungen. Da ist ja nicht nur die Geschichte von der Brotvermehrung. Ich lese, dass Jesus ein totes Mädchen wieder lebendig gemacht hat. Ist das nicht übertrieben? Bestimmt war es nur sehr krank und schwach, nicht wirklich tot! Ich lese, dass Jesus Dämonen ausgetrieben und in eine Schweineherde hat fahren lassen, die sich daraufhin ins Wasser stürzte. Wäre es nicht ein bisschen weniger dramatisch gegangen? – Und überhaupt, was sollen wir von Dämonen halten? Du hast einfach übertrieben! Und dann soll Jesus einfach so den bedrohlichen Sturm und die Wellen auf dem See geglättet haben, so dass keine Gefahr mehr bestand. – Als ob jemand einfach so das Wetter ändern könnte! Da hast du doch auch übertrieben! – Oder?
Du, Lukas, ich versuche dahinterzukommen, warum du so übertreiben musstest. Du hast doch am Anfang deines Evangeliums geschrieben, du hättest alles sorgfältig überprüft. Meinst du nicht, dass du dann doch der Legendenbildung aufgesessen bist?
Nein, eigentlich habe ich den Eindruck, dass du glaubst, was du da schreibst. Du willst uns keine Märchen erzählen. Du willst uns erzählen, wer Jesus wirklich war. Ohne Übertreibung!
Nach der Geschichte mit der Brotvermehrung erzählst du, wie Jesus seine Jünger fragt, was die Menschen denn nun von ihm halten. Und dann, viel wichtiger, was sie selber, seine Jünger von ihm halten. Und da sagt Petrus: Du bist der Christus Gottes!
War das etwa auch übertrieben? – Ich hoffe nicht. Denn daran glaube ich auch und wir, die wir uns noch heute Christen nennen: Jesus – der Christus Gottes! Gottes Gesalbter, Gottes Sohn!
Wenn das übertrieben ist, wenn Jesus nur eine Art Prophet, ein spiritueller Führer, ein Weiser, ein besonders guter Mensch war – ja, dann sind auch alle diese Geschichten über ihn sicher übertrieben.
Aber, du, Lukas, du hast es geglaubt, was Petrus geglaubt hat und was wir bis heute glauben: Jesus ist der Christus Gottes. – Und wenn das nicht übertrieben ist, dann ist alles andere, was von ihm erzählt wird, auch nicht übertrieben.
Wie sollte ihm, Gottes Sohn, etwas unmöglich sein? Das willst du uns doch sagen, Lukas! Wenn Gott die Welt aus dem Nichts geschaffen hat, dann ist eine Brotvermehrung auch für seinen Sohn kein Problem. Und Petrus hat es ja, so wie du es darstellst, genau begriffen: Bei dem, dem Sturm und Wellen gehorchen, dem auch die Dämonen gehorchen, der Tote ins Leben ruft und der aus Mangel Überfluss macht, bei dem kann es sich nur um Gottes Sohn, um den Christus Gottes handeln.
Nein, Lukas, nicht du hast es übertrieben. Jesus selber hat es übertrieben. Er hat sich nicht mit schönen Worten und Geschichten vom Reich Gottes begnügt, sondern er hat es allen gezeigt: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Da wo er, Jesus, ist, da ist Leben im Überfluss, da ist der Tod besiegt, da werden die Mächte des Bösen vernichtet, da ist die Gefahr des Untergangs gebannt. Jesus hat gewissermaßen alle Register gezogen, um es zu zeigen, wer er für uns ist, und um es zu zeigen, wie Gott zu uns ist. Du hast es nur aufgeschrieben.
Aber Jesus, hat er es nicht wirklich übertrieben? Hat er es nicht zu weit getrieben? Vor allem, als er es nicht bei Wundern beließ, sondern sich auch als Christus, als Messias-König in Jerusalem feiern ließ und sich mit allen anlegte, die im Namen Gottes redeten und handelten, und als er sich schließlich dafür kreuzigen ließ? – War das nicht übertrieben? Musste er wirklich so weit gehen?
Und, ja, eigentlich: Hat Gott selber da nicht übertrieben? Ok, dass er seinen Sohn zu den Menschen geschickt hat, das war sicher eine nette Geste. Aber dass er ihm das zugemutet hat, ihn einfach so am Kreuz sterben ließ? Konnte er da nichts machen?
Weißt du, Lukas, wir haben da seit einigen Jahrhunderten eine ganze Menge kluger Leute, auch so genannte Gottesgelehrte – Theologen –, die fanden diese Wundergeschichten mit der Brotvermehrung und so schon lange ziemlich übertrieben. Die finden es inzwischen auch übertrieben, dass Jesus für uns am Kreuz gestorben sein soll, dass Gott dieses Opfer gewollt haben könnte. Gott wollte doch eigentlich nur, dass die Menschen liebevoller und solidarischer miteinander leben. Sie sollten sich zusammensetzen – wie in deiner Geschichte – und ihr Brot miteinander teilen und glücklich leben. Was darüber hinausgeht, echte Wunder, Lebensopfer und Auferstehung – davon wollen sie nichts mehr wissen. Das scheint ihnen übertrieben zu sein.
Du, ich weiß nicht, ob die am Ende wirklich so klug sind. Oder ob Gott für sie am Ende nichts weiter ist als die Idee vom guten Menschen. Das fände ich dann aber sehr untertrieben, und du sicher auch.
Nein, wahrscheinlich hast du mit deinen Jesus-Geschichten genau den Punkt getroffen: Gott hat es wirklich übertrieben. Er hat es übertrieben mit seiner Liebe zu den Menschen. Er wollte ihnen viel mehr geben, als sie sich vorstellen konnten. Nicht nur viel mehr Brot, als sie sich vorstellen konnten, sondern viel mehr Leben, als sie sich vorstellen konnten. Ewiges Leben, das den Tod übersteht. Ewiges Leben, das keine Macht des Bösen zerstören kann.
Gott hat es übertrieben, denn er könnte sicher ganz gut ohne uns leben. Er müsste sich das nicht antun, sich mit uns Menschen abzugeben. Aber er hat halt diese völlig übertriebene Liebe zu uns, die ihn vor nichts zurückschrecken lässt.
Dein Kollege Johannes – habt ihr euch eigentlich gekannt? – der hat in seinem Jesus-Buch einen wunderbaren Satz geschrieben; den würdest du sicher auch so unterschreiben: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Johannes 3, 16). – Ob Johannes da auch übertrieben hat? – Ich glaube nicht, ich glaube an diese Liebe Gottes. Und ich bin froh und dankbar, dass Gott es so übertrieben hat mit seiner Liebe.
Ja, so wird es wohl sein: Gott gibt uns viel mehr, als wir uns vorstellen können. Brot und Fisch für fünftausend Leute – im Vergleich zu dem, was Gott uns wirklich schenkt, ist das eher untertrieben.
Also, danke, Lukas, für diese schöne Geschichte! Und danke, Gott, für deine übergroße Liebe!

Sonntag, 7. Juli 2013

Predigt am 7. Juli 2013 (6. Sonntag nach Trinitatis)

So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt, weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich liebhabe. Ich gebe Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, ich will sagen zum Norden: ‚Gib her!‘ und zum Süden: ‚Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.‘“
Jesaja 43, 1-7


Liebe Schwestern und Brüder,
Füchte dich nicht! – ich habe es gerade erst im Gemeindebrief geschrieben – das ist Gottes Standardsatz, den er immer wieder zu seinen Leuten sagt. An die hundert Mal heißt es in der Bibel Fürchte dich nicht! oder Fürchtet euch nicht! Vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung, von Abraham bis zu den bedrängten Christen der Endzeit – immer wieder sagt Gott ihnen sein Fürchtet euch nicht!
Wie eine Mutter ihr Kind beruhigt, wenn es Angst hat allein im Dunkeln: „Du musst keine Angst haben, ich bin da! Fürchte dich nicht!“ Wie ein Vater seinem Kind zuruft: „Los spring, hab keine Angst, ich fange dich auf! Fürchte dich nicht!“ Wie ein Flugkapitän seine Passagiere beruhigt: „Bleiben Sie ganz ruhig! Wir haben gerade ein paar Turbulenzen. Es besteht keine Gefahr!“ Wie ein Feuerwehrmann bei Hochwasser den Menschen, die vom Wasser eingeschlossen sind, zuruft: „Bewahren Sie die Ruhe! Wir sind gleich bei Ihnen und werden Sie herausholen.“ So oder so ähnlich ist es mit Gott und seinem Fürchte dich nicht!
Der Feuerwehrmann macht das Wasser nicht weg. Der Flugkapitän ändert nichts an den Turbulenzen. Der Vater erspart seinem Kind den Sprung ins Ungewisse nicht. Und die Mutter macht – hoffentlich – das Licht nicht an. Aber sie sind da: Mutter und Vater, Flugkapitän und Feuerwehrmann. Sie geben Sicherheit. Weil wir vertrauen können, dass sie die Situation überschauen und ihr gewachsen sind. – So oder so ähnlich ist es mit Gott: Er ist da, wenn wir ihn brauchen. Wir können ihm vertrauen: Er überblickt die Situation, die uns Furcht einflößt, und er ist ihr gewachsen.

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! – Dieses Fürchte-dich-nicht-Wort ist für uns ganz eng mit der Taufe verbunden. Bei vielen Taufen wird es dem Täufling ausdrücklich zugesprochen. Gerne wird es als Taufspruch verwendet. Und an diesem Sonntag, wo die Heilige Taufe im Mittelpunkt steht, ist es Wochenspruch. Denn das ist es ja, was wir von der Taufe erwarten – zurecht erwarten: dass Gott uns sein Fürchte dich nicht! persönlich zuspricht. Wer getauft ist, für den ist Gott da, wenn er ihn braucht. Gott, der unser Leben überblickt und allem, was uns Furcht einflößen will, gewachsen ist.
Und mehr noch: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. – Das geschieht ja bei der Taufe: In der Heiligen Taufe wird immer und ausdrücklich der Name des Täuflings genannt, ja Taufe und Namensgebung waren früher aufs Engste verbunden. Wir nennen Gott den Namen eines Menschen, und er merkt sich diesen Namen, schreibt ihn auf ins Buch des Lebens und ruft uns selber bei diesem unserem Namen, dem Taufnamen.
Ich bin getauft auf deinen Namen – das heißt: Ich kenne Gott beim Namen, und er kennt mich beim Namen. Wir sind auf ewig einander verbunden. Und darum gilt mir sein Fürchte dich nicht! auch auf immer und ewig. Gott sagt es mir immer wieder von Anfang bis Ende.

Ein guter Spruch zur Taufe. Allerdings: Im biblischen Zusammenhang wird ein anderer Taufname genannt. Nicht deiner, nicht meiner, sondern der Name Jakob und der Name Israel. Das müssen wir auch wissen, und das dürfen wir nicht vergessen: Dieses schöne Wort ist nicht zuerst und nicht automatisch an uns gerichtet. Es ist der Taufspruch für Israel, für Gottes Volk des Alten Testaments, des ersten Bundes.
Gott hat Israel beim Namen gerufen. Er hat Israel erlöst. Er hat Israel zugerufen Fürchte dich nicht! Immer wieder. Ja, genau: angefangen bei Abraham und bis … – ja etwa nur bis zur letzten Seite des Alten Testaments, der Bibel Israels? – Nein, bis zu den bedrängten Juden der Endzeit. Wenn du durchs Wasser gehst … – durchs Wasser des Roten Meeres, durchs Wasser aller Meere und Ozeane – … will ich bei dir sein. Wenn du ins Feuer gehst … – ja wohl auch ins Feuer der Krematorien von Birkenau.
Darf man das so sagen? Darf man dieses Wort Gottes für sein Volk so weit ausziehen? – Ich glaube, wenn wir nicht bereit sind, Gottes Zusage an Israel auch als Zusage an Israel zu verstehen, dann haben wir gleich gar kein Recht, sie als Zusage an uns zu verstehen. Dann würden wir Israel seines Gottes berauben und Gott seines Volkes. – Wir Christen haben das fast zwei Jahrtausende lang mit großer Selbstverständlichkeit getan und haben dabei das Wort des Apostels Paulus vergessen, dass Gottes Gaben und Berufung ihn nicht gereuen können (Römer 11, 29).
Dabei ist Israel das vielleicht größte Wunder vor unseren Augen. Ein Volk, das seit Jahrtausenden ohne eigenen Staat gelebt hat, verstreut unter anderen Völkern und in verschiedenen Staaten, ein Volk, dessen Glaube meistens nur geduldet, oft aber verfolgt und bekämpft wurde. Ein Volk, deren Angehörige man immer wieder verfolgt, vertrieben, benachteiligt hat und zuletzt versucht hat auszurotten. Dieses Volk hat seit ein paar Jahrzehnten wieder einen eigenen Staat und es hält den Anfeindungen und Angriffen seiner Gegner stand. Erstaunlicherweise steht dieses kleine Volk, dieses kleine Land im Brennpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit. Wenige sind ihm wirklich freundlich gesinnt. Jemand hat mal gesagt, Israel sei der Jude unter den Staaten. Ja, was in früheren Jahrhunderten der bestenfalls als Außenseiter gelittene Jude war, ist heute der weithin ungeliebte Staat Israel. – Und trotzdem, oder gerade deshalb ist dieses Volk in diesem Land mit diesem Gott das vielleicht größte Wunder der Geschichte.
Gott hat seine Zusage an Israel wahr gemacht. Wasser und Feuer haben es nicht umgebracht. Und von Osten und Westen, von Norden und Süden sind sie gekommen, die Kinder Israels, die Söhne und Töchter der Verheißung. Vor unseren Augen erfüllt sich Gottes Zusage. – Mögen sie, unsere älteren Geschwister im Glauben an Gott, sein Fürchte dich nicht! auch heute laut und deutlich hören und ihrem Gott vertrauen!

Und wir, wenn wir Gottes Verheißungswort nicht denen wegnehmen, denen es zuerst gesagt war, dann dürfen wir es mit Demut und mit Dankbarkeit auch als sein Wort an uns hören.
Warum?
Weil es das Wort Gottes ist, der auch uns geschaffen hat. Gott der Vater ist der Vater aller Menschen, der Schöpfer der ganzen Welt.
Weil es das Wort Gottes ist, der auch uns erlöst hat. Anders als er Israel erlöst hat. Unsere Geschichte ist nicht die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, nicht die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft, nicht die Befreiung aus jahrtausendelanger Unterdrückung und Verfolgung. Unsere Erlösung ist es, dass wir nicht mehr von Gott getrennt sind. Dass wir zu ihm gehören dürfen. Dass wir die falschen Götter und Götzen dieser Welt nicht mehr fürchten müssen, und dass keine Macht der Welt einen Besitzanspruch an uns gelten machen darf als Gott allein. Durch den Juden Jesus gehören auch wir zu dem Gott, der der Heilige Israels genannt wird.
Und wir dürfen dieses Wort auch als Wort an uns hören, weil es das Wort Gottes ist, der auch uns als sein Volk aus allen Teilen der Erde sammelt. Nicht an einem Ort, aber in einer Kirche. – Eine Kirche – das ist nicht eine einheitliche Kirchenorganisation – da haben sich in der Geschichte sehr verschiedene herausgebildet –, aber es ist die unsichtbare Gemeinschaft derer, die glauben und getauft sind und die bestimmt sind, zur sichtbaren Gemeinschaft in Gottes ewigem Reich zu kommen.
Der Gott, der Israel geschaffen, erlöst und gesammelt hat – der ist auch unser Schöpfer, Erlöser und Vollender: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, sagen wir Christen.
Auf seinen Namen sind wir getauft. Sein Fürchte dich nicht! gilt uns, auch uns. Jedem einzelnen sagt er es: Fürchte dich nicht! Und uns allen, seiner Kirche, sagt er es: Fürchte dich nicht!