Guten Morgen, liebe Hörer,
„Ist der Mann gut oder ist der böse?“ – Ich erinnere mich daran, wie meine Tochter noch sehr klein war und vor dem Fernseher diese Frage stellte. Gut oder Böse, Richtig oder Falsch – das ist die einfache Weltsicht eines Kindes.
Als Erwachsene wissen wir: Es ist nicht ganz so einfach. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern eine Menge Grautöne dazwischen, genau genommen sogar eine Menge Farbtöne. Die Welt ist Bunt und nicht Schwarz-Weiß.
Und trotzdem ist da immer noch das Kind in uns, das es gerne einfach und eindeutig haben möchte: Ist der gut oder böse? Auf welche Seite soll ich mich stellen? Was ist richtig, was ist falsch?
Gestern habe ich über den NSA-Datenskandal gesprochen. Ich weiß, dass viele diese geheimdienstliche Datensammelei, noch dazu von den Amerikanern, einfach nur böse finden. Und deshalb finden sie dann den Geheimnisverrat eines Edward Snowden gut. Aber, wie gesagt, wenn es wirklich um die Sicherheit vor terroristischen Bedrohungen geht, kann man das unter Umständen auch anders sehen: Amerikanische Geheimdienste leisten ihren Beitrag, um Leben und Eigentum der Menschen, vor allem natürlich der Amerikaner zu schützen; das ist ihr Auftrag, und der ist nicht per se böse.
Oder Syrien: Seit langem beobachten wir mit Sorge und Entsetzen diesen Bürgerkrieg. Die meisten sind überzeugt, dass das Assad-Regime böse ist und der Aufstand dagegen berechtigt. Viele im Westen befürworten sogar Waffenlieferungen an die Rebellen. Andererseits konnten Christen und andere Minderheiten unter Assad relativ sicher und unbehelligt leben; dort wo die islamistischen Rebellen die Oberhand haben nicht mehr. – Ein Konflikt, in dem es offenbar gar keine Guten gibt. Das macht uns Unbehagen, und deshalb schalten wir bei dem Thema am liebsten ab.
Zu unserer menschlichen Existenz gehört es aber ganz offensichtlich dazu, dass wir es aushalten müssen, dass Gut und Böse gemischt sind, dass es wohl überhaupt nichts und niemanden gibt, der absolut nur gut wäre; nicht mal wir selber sind es.
Jesus hat es ganz einfach gesagt: Niemand ist gut als Gott allein.
Darum: Wenn ich wirklich auf der guten Seite stehen will, dann halte ich mich an Gott.
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