Montag, 15. Juli 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Montag, dem 15. Juli 2013

Guten Morgen, lieber Hörer,

ich habe lange darüber nachgedacht, ob es besser ist, Sie mit liebe Hörerinnen und Hörer zu begrüßen, so wie ich das bisher meistens gemacht habe, oder einfach nur liebe Hörer zu sagen – das habe ich auch schon mal eine Woche lang ausprobiert.

Ich bin zu der Entscheidung gekommen, einfach liebe Hörer zu sagen.

Damit bin ich völlig weg vom Trend und vom Zeitgeist, und ziehe mir vielleicht sogar den Vorwurf zu, frauenfeindlich zu sein.

Diesen Vorwurf muss ich allerdings gleich zurückweisen. Ich habe nichts gegen Frauen. Ich diskriminiere Frauen nicht. Und ich nehme an, dass mindestens die Hälfte meiner Zuhörer Frauen sind.

Ich glaube, es ist genau umgekehrt: Diejenigen, die Hörerinnen und Hörer sagen, Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde, die diskriminieren die Frauen. Diskriminieren bedeutet: einen Unterschied machen, jemanden ungleich behandeln. Die weibliche Form auf -innen macht genau diesen Unterschied: Die Frauen werden getrennt genannt. Es wird ein Unterschied gemacht zwischen Hörern und Hörerinnen, zwischen Freundinnen und Freunden usw. Und worin besteht dieser Unterschied? – Genau: im Geschlecht. Zwischen den Beinen.

Dafür, dass Sie meinen Gedanken heute morgen zuhören, ist dieser Unterschied aber völlig unwichtig. Ob Sie Frau sind oder Mann, das ist mir gleichgültig. Also: Weshalb sollte ich dann die Frauen besonders ansprechen?

Hörer, Freunde, Genossen usw. – das ist die allgemeine umfassende Form. Die Endung mit -innen gilt nur für Frauen. Es gibt keine männlichen Hörerinnen, wohl aber weibliche Hörer. Alles andere ist eine Vergewaltigung der Sprache; und die mache ich nicht mehr mit.

Sie haben gewiss in den letzten Wochen diesen Unsinn gehört, dass in der Leipziger Universität, auch Männer als Professorinnen bezeichnet werden sollen. Da wird dann tatsächlich diskriminiert: nämlich Männer sprachlich ausgeschlossen oder zu Frauen gemacht. Irgendwann, finde ich, ist es gut. Wir müssen nicht jeden Unsinn mitmachen.


Der Apostel Paulus hat geschrieben: Wenn ihr im Glauben mit Christus verbunden seid, gibt es keinen Unterschied mehr, nicht zwischen Juden und Griechen, nicht zwischen Sklaven und freien Menschen, nicht zwischen Mann und Frau (Galater 3, 28). – Das waren revolutionäre Worte, weil sie deutliche machen, dass der christliche Glaube niemanden diskriminiert, sondern Männer und Frauen gleich wertschätzt. Weil Gott jeden Menschen gleich wertschätzt.

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