Guten Morgen, liebe Hörer,
seit ein paar Wochen wissen wir es ganz genau: Amerikanische Geheimdienste überwachen unsere Telefonverbindungen, E-Mail-Kontakte und Aktivitäten in den sozialen Netzwerken des Internets. – Was für eine Überraschung! Freilich, über den Umfang, die Details und die Methoden waren wir bis dato nicht so genau im Bilde.
Manche rechtfertigen dieses Vorgehen, weil es nicht nur Amerikaner, sondern auch uns möglicherweise vor manchen Gefahren, insbesondere terroristischer Art, schützt. Andere sind entsetzt darüber, wie von einem freien, demokratischen Staat in die Freiheit und Privatsphäre der Menschen eingegriffen und hineingeschnüffelt wird.
Zwei große und berechtigte Interessen stehen sich beinahe unversöhnlich gegenüber: das Interesse an der persönlichen Freiheit und Privatsphäre auf der einen Seite, das Interesse an der Sicherheit auf der anderen Seite. Und ich muss gestehen: Ich bin da ziemlich unentschieden, auf welche Seite ich mich stellen sollte.
Gewiss: ich habe nichts zu verbergen, ich bin weder ein Krimineller noch ein Terrorist, ich stehe zu meinen politischen und religiösen Ansichten, auch öffentlich. Auf der anderen Seite: Es gibt private Kontakte, Gespräche, den Austausch von Gedanken, der niemanden etwas angeht. Ich denke da auch an den Bereich seelsorgerlicher Beratung, der von Rechts wegen absolut vertraulich ist. – Nein, vermutlich wird es nie einen Menschen geben, der aus den Datenbergen der Geheimdienste gerade meine unwichtigen Kontakte herausfiltert und nachliest. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl.
Mir fallen Verse aus der Bibel ein: Du erforschst mich und kennst mich. Ich setze mich oder ich stehe auf – du weißt es. Du liest meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder ich liege, du bist bei mir und siehst alle meine Wege. Kein Wort, das ich sage, das du nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich (Psalm 139, 1-5).
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