Sonntag, 30. September 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 30. September 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

vielleicht haben Sie diesen Kupferstich von Albrecht Dürer einmal gesehen: ein alter Mann mit Bart und Glatze sitzt am Tisch und ist konzentriert beim Schreiben. Seitlich vor ihm ein Kruzifix, links am Butzenfenster ein Totenschädel. Im Vordergrund schlafen ein Hund und ein Löwe. Über dem Alten an der Wand hängt ein großer Hut und ein Lichtkranz um seinen Kopf weist ihn als Heiligen aus. – Das ist die vielleicht bekannteste Darstellung des Heiligen Hieronymus, dessen Gedenktag und Todestag die Kirche am 30. September begeht.


Hieronymus ist einer der ganz großen Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts. Im Jahre 420 ist er gestorben im für damalige Zeiten guten Alter von 73 Jahren.


Hieronymus muss ein ausgesprochen umtriebiger und fleißiger Mann gewesen sein. In Dalmatien geboren, in Rom und Konstantinopel studiert, war er später in Rom und im Heiligen Land tätig, war Sekretär des Bischofs von Rom, weshalb man ihn später immer mit Kardinalshut darstellte, und Gründer von mehreren Klöstern.


Sein größtes Verdienst aber war seine Übersetzung der ganzen Bibel in lateinische Sprache, die seither die maßgebliche Übersetzung im christlichen Abendland war, auch bekannt unter dem Namen Vulgata. Dabei ging Hieronymus ausgesprochen umsichtig und sorgfältig vor. Er zog, soweit sie ihm zugänglich waren, ältere Handschriften und Übersetzungen hinzu und verglich sie miteinander. Er lehnte sich aber auch an die schon bekannten Übersetzungen an und versuchte sprachlich einen Mittelweg zwischen dem klassischen Latein und der inzwischen gesprochenen Volkssprache zu gehen. Eine vergleichbare Übersetzungsleistung hat es bis zu Martin Luther nicht wieder gegeben. Mehr noch als Luther die deutsche Sprache und die deutsche Glaubenssprache für ein paar Jahrhunderte geprägt hat, hat Hieronymus die lateinische Sprache und insbesondere die lateinische Kirchensprache für mindestens eineinhalb Jahrtausende geprägt. Er gehört damit zu den ganz Großen, die dazu beigetragen haben, dass der Glaube aus alter Zeit bis zu uns weiter getragen werden konnte.


Anders als damals stehen uns heute viele verschiedene Bibelübersetzungen zur Verfügung. Heute ist Sonntag, vielleicht ein guter Tag, um mal wieder eine davon in die Hand zu nehmen.

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