Dienstag, 4. September 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Dienstag, dem 04.09.2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass Gott selber ihn nicht heben kann? – Mit solchen kniffligen Fragen haben sich im Mittelalter Theologen und Philosophen beschäftigt, um zu verstehen, was es mit Gottes Allmacht auf sich hat. Man verwickelte sich in logische Widersprüche. Jahrhunderte später machten sich die aufgeklärten Rationalisten darüber lustig und meinten, wenn die Allmacht Gottes so ein in sich widersprüchlicher Gedanke sei, dann könne es mit Gott selber auch nicht so weit her sein. Noch ein paar Jahrhunderte später kamen dann Theologen auf die Idee, man solle gar nicht mehr von Gottes Allmacht sprechen, sondern von Gottes Ohnmacht.


Dahinter steht die ernste Frage: Wie kann man denn an Gottes Allmacht glauben, wenn der Allmächtige das Böse und das Unheil in der Welt nicht verhindert? Zugespitzt hieß es: Kann man noch an Gott glauben nach Auschwitz? Im gekreuzigten Jesus Christus meinte man den ohnmächtigen Gott zu sehen.


Wir sprechen dagegen nach wie vor Woche für Woche im Glaubensbekenntnis die Worte: Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen. Und ich persönlich muss sagen: Ich kann und will nicht an einen ohnmächtigen Gott glauben. Wäre das denn nicht auch ein logischer Widerspruch, ein ohnmächtiger Gott? Entweder er ist Gott, dann ist er auch allmächtig. Oder er ist ohnmächtig, dann ist er nicht Gott. Was würde mir denn ein ohnmächtiger Gott nützen? Wie könnte er mir helfen? Was hätte ich davon, wenn ich an ihn glaube? Dass er mich bemitleidet? Dass er sagt: “Als mein Sohn am Kreuz sterben musste, ging es mir auch nicht besser?”


Nein, wenn ich an den allmächtigen Gott glaube, dann vertraue ich darauf, dass er mir helfen kann, gerade da, wo alle andere Hilfe versagt. Dass er mich retten kann, wo es keine Rettung mehr gibt. Dass er mächtiger ist als alle anderen Mächte: mächtiger als Sünde, Tod und Teufel.


Wie können wir angesichts all des Bösen in der Welt noch an den allmächtigen Gott glauben? – Wir können es, wenn wir darauf vertrauen können, dass das Böse, ja das nicht einmal der Tod das letzte Wort behalten, weil das Gute stärker ist, weil Gott stärker ist, weil seine Macht mächtiger ist als alle anderen Mächte. Wer an den Sieg des Guten glaubt, wer an den Sieg des Lebens glaubt, der muss auch an Gottes Allmacht glauben.

1 Kommentar:

  1. Vorab, das thema gefällt mir und hast es gut zur diskussion gestellt.
    Gleich im anfang die frage mit dem stein. Als theologe weiß ich doch, das bei Gott alles möglich ist und ich erinnere mich auch daran, ein fester glaube kann berge versetzen. oder habe ich da etwas falsch verstanden?!?
    Frage: Ist es Gottes aufgabe gutes oder böses zu verhindern. Hat Gott uns nicht gesetze gegeben, die m.E. nur gutes zulassen. Wenn wir jedoch die gesetze nicht befolgen, dann wird Gott alles zu lassen, was wir verursacht haben. Auch auschwitz, world trade center oder umweltverschmutzung.
    (Der weltliche gesetzgeber gibt uns auch gesetze und wenn wir diese nicht befolgen, werden wir zwangsläufig böses erfahren. Wollen wir den gesetzgeber, für unsere übertretungen verantwortlich machen?)
    Auch für mich ist Gott Allmächtig

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