Guten Morgen, liebe Hörer,
heute vor 80 Jahren beschloss eine Versammlung von 139 Abgesandten aus den evangelischen Kirchen Deutschlands den wahrscheinlich bedeutendsten Text der deutschen Kirchengeschichte im 20. Jahrhundert: die Theologische Erklärung von Barmen. Man kann sie bis heute im Anhang unserer evangelischen Gesangbücher nachlesen.
1934 – gut ein Jahr nach der Machtergreifung der Nazis – waren die Kirchen in Deutschland innerlich und organisatorisch gespalten: Die einen wollten die Kirche im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umgestalten. Das Jüdische sollte aus der christlichen Lehre verdrängt werden; einige behaupteten sogar, Jesus sei gar kein Jude gewesen. Der Arierparagraph, nach dem Pfarrer und Kirchenbeamte nicht jüdischer Abstammung sein durften, sollte in der Kirche eingeführt werden, und die Kirche sollte nach dem Führerprinzip aufgebaut sein: im Grunde genommen gleichgeschaltet mit dem Nazi-Regime. Viele andere wollten genau das nicht: Kirche sollte Kirche bleiben – unabhängig von staatlicher und ideologischer Einflussnahme, gegründet auf Jesus Christus, die Bibel und das evangelische Bekenntnis.
Die Vertreter dieser Bekenntnisbewegung versammelten sich in Barmen und erklärten sich zur rechtmäßigen Deutschen Evangelischen Kirche. In wenigen prägnanten Sätzen schrieben sie fest, was christlicher Glaube und christliche Kirche ist, und was nicht:
- Christlicher Glaube gründet in Jesus Christus als Gottes einem Wort und nicht in irgendwelchen anderen Offenbarungen und Wahrheiten.
- Für Christen gibt es keinen Bereich des Lebens, der nicht mit Jesus Christus zu tun hat.
- Die christliche Kirche muss sich nach Jesus richten und kann sich nicht der aktuellen Weltanschauung und Politik anpassen.
- In der Kirche gibt es keine Führer mit besonderer Herrschaftsgewalt, denn die Ämter in der Kirche sollen immer der brüderlichen Gemeinschaft dienen.
- Der Staat hat von Gott die Aufgabe für Recht und Frieden zu sorgen, darf aber nicht, die einzige und totale Ordnung des menschlichen Lebens werden; und die Kirche hat sich von staatlichen Aufgaben fernzuhalten.
- Und schließlich: Die Kirche ist für die Verkündigung des Wortes Gottes da und nicht für andere selbst gewählte Wünsche, Zwecke und Pläne.
Das klingt heute eigentlich selbstverständlich. Damals war es das nicht. Indem sich die Bekennende Kirche der politischen Vereinnahmung klar entzog, war sie letztlich immens politisch. Und in ihrem christlichen Zeugnis glaubwürdig.
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