Sonntag, 1. Juni 2014

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 1. Juni 2014

Guten Morgen, liebe Hörer,

wenn jemand seine Kindheit in der DDR verbracht hat, so wie ich, dann stellt sich mit dem heutigen Datum sofort eine bestimmte Assoziation ein: 1. Juni – Kindertag. In vielen Gegenden Ostdeutschlands und Osteuropas wird er auch heute noch an diesem Tag begangen, der Internationale Tag des Kindes. Damals, zu DDR-Zeiten hatte so ein Tag natürlich auch seine politische und ideologische Bedeutung. Es wurde betont und gefeiert, wie glücklich Kinder im Sozialismus aufwachsen können – dank der erfolgreichen Friedenspolitik der Partei.

Kindertage werden inzwischen an verschiedenen Tagen gefeiert. Und grundsätzlich finde ich es auch gut, an einem Tag mal ganz besonders an die Kinder zu denken. Mir fällt da einiges ein:

Ich denke an Kinder, die in wirklich schlimmen Verhältnissen aufwachsen; und damit meine ich nicht das Kind in einem deutschen Hartz-IV-Haushalt, das sich nicht so viel Spielzeug und die gleichen Klamotten wie andere haben kann, sondern ich denke eher an Flüchtlingskinder in Syrien, an Kinder, die in Steinbrüchen oder Textilfabriken für den Lebensunterhalt ihrer Familie schuften müssen, und an Kinder, die schon frühzeitig ihren Körper an lüsterne Männer verkaufen müssen oder zwangsverheiratet werden.

Ich denke daran, dass Kinder zu haben, für viele unter uns heute eher ein geplantes und durchorganisiertes Projekt ist als einfach ein Geschenk. Ich finde es schade, wenn für junge Menschen Karriere, Wohlstand und materielle Sicherheit Vorfahrt haben vor dem Kinderkriegen. Und ich bin nicht glücklich, dass so genannte Familienpolitik das Hauptziel verfolgt, Kinder so früh wie möglich raus aus der Familie in die Obhut von organisierter Kinderbetreuung zu bringen. Ich finde: Kinder brauchen Mütter, Eltern und Familie, Zeit und Raum zum Spielen und um die Welt zu entdecken.

Dass das nicht immer so einfach ist, verstehe ich. Heute ist nicht nur Kindertag, sondern auch noch Sonntag. Der Sonntag war für uns früher immer ein Familientag, wo unsere Eltern Zeit für uns hatten und wo wir später Zeit für unsere Kinder hatten. Jeden Sonntag Kindertag – das wäre doch was!

Und dann denke ich noch an Jesus. Der sagte den Erwachsenen, die die Kinder wegschicken wollten: Lasst die Kinder zu mir kommen. Jesus hat sich Zeit genommen auch für die Kinder. Und wir?

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