Guten Morgen, liebe Hörer,
es ist schon wieder Montag. Seit ein paar Wochen treffen sich jeden Montagabend in deutschen Großstädten ein paar hundert oder tausend Menschen um zu demonstrieren: für den Frieden, für soziale Gerechtigkeit, gegen manipulierte Politik und Medien und gegen den vermeintlichen Einfluss der amerikanischen Zentralbank. Ein diffuses Gefühl von Kriegsgefahr auf Grund der Ereignisse in der Ukraine, von Unzufriedenheit mit der eigenen Situation, Sozialneid und Politikverdrossenheit ist der Nährboden, auf dem politische Geisterfahrer und Verschwörungstheoretiker, Alt-Kommunisten und Neu-Nazis eine Bewegung heranzuzüchten versuchen, die sich letztlich gegen die wirtschaftliche und politische Ordnung der westlichen Welt richtet: gegen Demokratie und Rechtsstaat, gegen freien Handel, Weltoffenheit und Liberalität. Diese Leute haben mehr Bewunderung und Verständnis für einen autokratischen Herrscher wie Putin als für westliche Regierungschefs wie Merkel oder Obama. Sie finden einen islamischen Gottesstaat wie den Iran sympathischer als das demokratische Israel. Ja, das sowieso; denn Israel und Amerika, dahinter steht für sie allemal nur das böse jüdische Geld.
Mit den Montagsdemonstrationen vor 25 Jahren in Leipzig und anderen ostdeutschen Städten, haben diese Versammlungen nichts gemeinsam außer dem Namen. Während die Demonstranten von heute alle Freiheit der Welt haben, um gegen die zu protestieren, die ihnen ihre Freiheit erst ermöglichen, sind die Demonstranten von damals unter Gefahr für Leib und Leben hinausgegangen, um sich die Freiheit zu erstreiten: die Freiheit, zu sagen, was man denkt; die Freiheit, zu reisen, wohin man will; die Freiheit, seine eigenen Lebensziele zu bestimmen und zu verwirklichen.
Die Montagsdemonstrationen damals begannen mit Friedensgebeten in den Kirchen. Sie waren friedlich und gewaltfrei. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass es uns – vor allem auch den Ostdeutschen und Osteuropäern – so gut geht wie noch nie. Gerade als Christ und Bürger eines freien Landes möchte ich nicht, dass Leute das Sagen bekommen, die diese Werte in Frage stellen, für die wir damals auf die Straße gegangen sind.
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