Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
“Runter kommen sie alle”, sagt eine alte Pilotenweisheit. Die Frage ist nur, wie. Damit der Flieger heil runter kommt, muss er vor allem eines können: Landen. Darum heißt es auch: “Fliegen heißt Landen.”
Und was ist am Landen so schwer? – Nun: Fliegen kann man überall, Landen kann man nur auf einer entsprechenden Piste. Also muss man als erstes mal überhaupt die Piste treffen. – Wenn ich mich da an meine ersten Versuche am Simulator erinnere, dann war das ziemlich abenteuerlich. So eine Landebahn ist nämlich von oben gesehen fürchterlich schmal, auch wenn eine gut ausgebaute Piste auf einem Flughafen 40 bis 60 Meter Breite hat. Wenn dann auch noch der Wind etwas von der Seite bläst, wird es noch schwieriger. Sie kennen dieses komische Gefühl, wenn der Pilot kurz vor der Landung noch mal kräftig gegensteuert. Aber wenn er das nicht tun würde, würde er schlicht und einfach die Bahn verfehlen.
Die Bahn zu treffen, reicht freilich noch nicht aus für eine sichere Landung. Es muss auch die Landegeschwindigkeit stimmen. Genau genommen muss er den Punkt treffen, kurz unter dem die Maschine gar nicht mehr fliegen kann, weil der Auftrieb nicht mehr reicht. Ist er zu schnell, verpasst er womöglich den Aufsetzpunkt oder schießt über die Piste hinaus. Ist er zu langsam, sackt die Maschine durch und kracht auf die Bahn. Es ist schon vorgekommen, dass Flugzeuge bei einer allzu harten Landung auseinandergebrochen sind. Die Landung ist in der Tat die anspruchvollste und riskanteste Flugphase.
Wie ist das nun mit unserem Lebensflug? Anders als ein Pilot denken wir meistens nicht an das Ende des Fluges. Sicher kann und soll man sein Leben genießen. Aber es ist eben doch nicht endlos und ziellos. Irgendwann kommen wir irgendwo an. Irgendwie endet unser Lebensflug. “Fliegen heißt Landen” – “Leben heißt Sterben”. Wer das Ziel seines Lebens nicht im Blick hat, der legt dann, wenn es so weit ist, vielleicht auch eine Bruchlandung hin. Versucht wie ein Pilot, dem der Treibstoff ausgeht, sich noch irgendwie in der Luft zu halten, bis die Strömung abreißt und die Kiste durchsackt und am Boden zerschellt. Ich glaube, man kann auch vorbereitet sterben. In früheren Zeiten sprach man von der “ars moriendi”, der Kunst des Sterbens. Ich wünsche mir, dass die Landung am Ende meines Lebens eine sanfte wird. Und ich hoffe, dass mein Glauben mir dabei hilft.
Die Sendung hören
Die Sendung hören
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen