Guten Morgen, liebe Hörer,
ich wollte gern berühmt werden.
Ein Star sein.
Die Leute sollten mich kennen, und sich auf der Straße nach mir umdrehen.
Ich wollte gern eine Band haben, tolle Musik machen, auf der Bühne stehen, gefeiert werden und berühmt sein.
So was habe ich mir als Kind erträumt.
Nein, noch nicht mit Fünf oder Sechs.
Aber ein paar Jahre später, so mit 13, 14.
Heute kann ja jeder ein Star werden.
Deutschland sucht den Superstar, das Supertalent, das Topmodel.
Damals gab es diese einfachen Wege zur Berühmtheit noch nicht.
Nun ja, einfach sind sie trotzdem nicht.
Zehntausende bewerben sich.
Ein paar wenige haben für wenige Wochen ein bisschen Aufmerksamkeit, einer gewinnt.
Und dann ist es auch bald wieder vorbei mit dem Ruhm.
Ich bin nicht berühmt geworden.
Kein Star.
Immerhin habe ich wirklich ein paar Jahre in einer Band gespielt:
In der Kirche und so.
Vorne gestanden, und die anderen haben geklatscht.
War schon nicht schlecht.
Aber nun auch nicht so toll.
Wir waren ja auch nicht wirklich gut.
Später bin ich Pfarrer geworden.
Da durfte ich jede Woche vorn stehen, auf der Bühne, auf der Kanzel.
Da haben mich dann auch schon mal Leute auf der Straße gegrüßt, die ich gar nicht kannte; aber sie kannten mich.
Da war ich fast schon ein bisschen berühmt – im Rahmen unseres Städtchens. Oder jetzt auf der Insel; da darf ich sogar im Radio sprechen.
Ich frage mich, was das ist in uns, dieses Streben nach Ruhm.
Brauchen wir das für unser Selbstbewusstsein, dass wir uns wichtig vorkommen können?
Als Bestätigung, dass wir was Besonderes sind, was Besonderes können, was Besonderes darstellen?
Und dann frage ich mich: Was habe ich am Ende davon?
Am Ende habe ich nichts davon, dass mich viele Leute kennen;
ich habe was davon, dass Gott mich kennt.
Das ist entscheidend: so berühmt sein, dass sogar Gott mich kennt.
Aber das Komische daran ist:
Er kennt mich ja sowieso schon.
Ich muss gar nichts dafür tun.
Und er mag mich.
Und er weiß, dass ich was Besonderes bin.
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