Montag, 18. Mai 2015

Zündfunke (Rundfunkandacht) am 18. Mai 2015

Guten Morgen, liebe Hörer,
Angst lehrt beten, heißt es.
Wenn der Flieger auf die Startbahn rollt, dann kommt es, dieses komische Gefühl: es kann ja doch was passieren; ein wahnsinniger Pilot zum Beispiel, und was werden diese Menschen erst in den letzten Sekunden gebetet haben im Angesicht des Todes – , wenn der Flieger auf die Startbahn rollt, kurz vorm Abheben, wenn du es nicht mehr in der Hand hast, dein Leben, dann sprichst du im Stillen ein Gebet, legst dich und deine Angst in Gottes Hand.
Wenn der Freund totkrank ist, du suchst Hoffnungsstrohhalme, ein Wunder, oder wenigstens die Kraft, das Unvermeidliche durchzustehen; wünschst ihm gute Worte und Gedanken, wenig Schmerzen, kleine Lichtblicke, und dass es das doch geben möge und er es glauben könne: das Danach und Besser und Ewig in Gottes Hand; ja, da betest du.
Angst lehrt beten. Wir wünschen Gott herbei. Weil er so weit weg ist. Menschen leiden, sterben, schreien, verzweifeln. Und haben Angst. Todesangst. Lebensangst. Darum beten sie Gott herbei - gegen die Angst. Angst lehrt beten.
Jesus hat einen merkwürdigen Satz gesagt zu seinen Jüngern: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Er hat nicht gesagt: Ihr müsst keine Angst haben.
Er hat nicht gesagt: Es kann nichts Schlimmes mehr passieren.
Er hat nicht gesagt: Ich habe die Angst überwunden.
Er hatte ja selber Angst: Am Abend kurz vor seiner Verhaftung, da stand ihm der Angstschweiß im Gesicht, und er betete an gegen die Angst: Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen; aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.
Ein Angstgebet.

In der Welt habt ihr Angst; ich auch, sagt Jesus.
Aber auch: Ich habe die Welt überwunden.
Und er ist in die Angst hinein und durch die Angst hindurch gegangen.
Zu Gott.
Er sagt uns: Diese Welt, die euch Angst macht, ist nicht alles, was es gibt. Es gibt einen Himmel. 
Und es gibt einen Gott, der euch die Angst nicht nimmt, aber der bei euch ist in eurer Angst.

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