Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – Ich glaube, dieses Sprichwort wird nur wenig beherzigt. Oder man sagt sich gleich: Viel Silber ist besser als wenig Gold, und schwatzt munter drauf los, schwatzt sich vielleicht um Kopf und Kragen.
Da treffe ich mich mit jemandem, sehe ein gepflegtes Äußeres, eine angenehme Erscheinung, ein freundliches Lächeln, freue mich über die Begegnung; und dann tut diese Person den Mund auf, und alles ist verdorben: Sie redet dummes Zeug, hat keine Ahnung, und mit den Regeln ihrer Muttersprache ist sie auch nicht so ganz vertraut. Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben, sagte der Lateiner.
Es stimmt einfach: Gerade beim Reden ist weniger oft mehr: Ich sage lieber nichts, als mich zu Dingen zu äußern, von denen ich keine Ahnung habe. Ich muss nicht aller Welt meine gepflegten Vorurteile kundtun. Je mehr ich sage, um so eher wird man mich als unqualifizierten Dummschwätzer entlarven.
Dieses Thema, wenig und dafür überlegt zu reden, seine Zunge im Zaum zu halten, taucht in der Bibel gleich an mehreren Stellen auf. Im Buch der Sprüche heißt es: Wo viele Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug (Sprüche 10, 19). – Dieses Sprichwort aus dem alten Israel ist gewissermaßen eine Urform von unserem Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Dabei bringt es einen wichtigen Gesichtspunkt zur Geltung: Wer zu viel und unüberlegt redet, stellt sich nicht nur selber bloß, sondern er redet auch schnell etwas, was andere verleumdet, beleidigt oder verletzt. Darum fällt das Wort Sünde. Die Sünde der vielen Worte hat mit dem 8. Gebot zu tun: Du sollst nicht falsch über andere reden.
Gerüchte, Verdächtigungen, Gemeinheiten zerstören unser Miteinander nachhaltiger, als wenn wir mal einen Moment des Schweigens auszuhalten haben. Also, lasst uns lieber einmal mehr die Klappe halten als sie einmal zu oft aufzureißen!
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