“Wenn du in den Himmel kommst, was wirst du Gott als erstes fragen?” - “Ich werde ihn fragen: Warum hast du all das Leid zugelassen?” – “Oh, das werde ich Gott gewiss nicht fragen.” - “Warum denn nicht?” - “Weil er mir dann dieselbe Frage stellen wird.”
Gewiss, liebe Hörerinnen und Hörer, ist nicht alles Leid der Welt unser menschliches Verschulden. Aber Gott allein für alles verantwortlich zu machen, ist sicher auch nicht richtig.
Nein, für Stürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche, für tödliche Krankheiten und manches andere können wir Menschen nichts. Und doch können wir uns schützen, können wir helfen, retten, Leid lindern. Für Kriege, Terror, Mord und Gewalt – dafür freilich sind wir Menschen auch direkt verantwortlich, auch wenn es meistens die anderen sind.
Letztlich sind so oder so immer wir Menschen herausgefordert vom Leid. Wir müssen damit umgehen, wir müssen lernen, es, so weit es geht, zu verhindern, zurückzudrängen.
An vielen Stellen – das dürfen wir nicht vergessen – ist uns das schon recht gut gelungen. Für Wirbelstürme und Tsunamis haben wir gut funktionierende Vorhersagesysteme. Auch bei Vulkanaktivitäten sind wir schon ganz gut; nur bei Erdbeben meistens noch nicht. Wir haben viele tödliche Krankheiten in die Schranken gewiesen. Haben Impfstoffe und Therapien entwickelt. Im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten müssen nur noch selten Eltern am Grab ihrer Kinder stehen. Das ist nicht wenig, was wir erreicht haben.
Und wenn dann eine Katastrophe eingetreten ist, ist die Hilfsbereitschaft jedes Mal groß. Das haben wir selber in den letzten Wochen und Monaten erfahren. Als wir ein wenig Hilfe für Menschen auf La Gomera organisiert haben, die durch die Brände im August alles verloren hatten, sind wir auf eine große Welle von Spendenbereitschaft gestoßen.
Das ist doch ein gutes Zeichen dafür, wie wir Verantwortung übernehmen, statt sie auf Gott abzuwälzen.
Drauf gekommen bin ich heute durch die Herrnhuter Losung, wo Gott zu seinem Volk spricht: Ihr sagt: ‘Der Herr handelt nicht recht.’ So höret nun, ihr vom Hause Israel: Handle denn ich unrecht? Ist’s nicht vielmehr so, dass ihr unrecht handelt? (Hesekiel 18,25)
Achten wir darauf, wie wir handeln: nämlich möglichst gerecht. Möglichst so, dass Gott uns nicht fragen muss: Warum hast du so viel Leid zugelassen?
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