Kleine Ursache – große Wirkung.
Ein Theologie-Professor macht einen Aushang. Er lädt zu einer wissenschaftlichen Disputation ein. Mit Kollegen möchte er seine Thesen vor dem akademischen Publikum diskutieren. Und, wie es üblich ist, macht er sie vorher per Aushang bekannt. 95 Thesen über das Bußsakrament, über zeitliche und ewige Sündenstrafen, darüber, was Kirche und Pfarrer in diesen Dingen sagen und entscheiden dürfen und was nicht, darüber, was Gläubige tun können, um Gottes Strafen zu entgehen. Solche Themen würden heute außer zwei, drei Spezialisten keinen Menschen mehr interessieren.
Vor fast 500 Jahren war das anders. Das Leben war kurz und hart; entscheidend war, was danach kommt: Himmel, Hölle, Fegefeuer? Was kann ich tun, um den ewigen Qualen zu entgehen und die zeitlichen Qualen – dafür stand das Fegefeuer – zu verkürzen. Zur Beichte gehen, Sünden bekennen, Bußleistungen erbringen, klar. Vielleicht aber auch einen Ablass kaufen: Gegen Geld die zeitlichen Sündenstrafen erlassen oder verkürzt bekommen. Warum nicht – wenn man damit gleichzeitig die Kirche unterstützte und den Bau des Petersdoms in Rom? „Wenn das Geld im Kasten klingt,“ – gemeint war der Geldkasten der Ablasshändler – „die Seele aus dem Fegefeuer springt“, hieß es.
Die 95 Thesen des Theologieprofessors Luther behaupteten: Das stimmt nicht. So nicht. Gottes Gnade ist nicht käuflich. Und Buße ist keine Geldbuße oder irgendwelche besonders guten Werke zum Ausgleich für die Sünden. Buße ist es, sich jeden Tag neu an Gott zu wenden, ihm zu vertrauen und in diesem Gottvertrauen zu leben.
Am 31. Oktober 1517, hat Martin Luther seine 95 Thesen über den Ablass veröffentlicht. Einen Aushang an der Kirchentür von Wittenberg gemacht. Und damit eine Revolution des Glaubens ausgelöst. Reformation hat man das genannt.
Nicht nur in der Universität wurde über Luthers Thesen diskutiert, sondern auch auf den Straßen und in den Wirtshäusern. Schnell waren sie aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Schnell hatte man sie gedruckt, und schnell verbreiteten sie sich übers Land.
So begann die Reformation, die Erneuerung der Kirche aus dem Wort der Bibel und dem Geist des Evangeliums. Evangelisch sollte die Kirche sein, dem Evangelium gemäß, der Botschaft von Gottes Liebe und Barmherzigkeit.
Daran erinnert uns der heutige Reformationstag.
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