Als Jugendlicher war ich manchmal mit dem Zug unterwegs zwischen Dresden und Chemnitz. Auf der Fahrt sah ich immer eine kleine Stadt, die auf einem Berg lag. Der Kirchturm und Schlosstürme überragten die Häuser, die darunter am Hang lagen. Und ich musste an das Wort von Jesus aus der Bergpredigt denken: Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt nicht verborgen sein. – Damals wusste ich noch nicht einmal, wie dieses Städtchen hieß, erst recht ahnte ich nicht, dass ich einmal dort leben würde und in der Kirche, deren gelben Turm man von weitem sah, als Pfarrer predigen würde. Augustusburg heißt dieser schöne Ort.
Später habe ich manche Städte auf Bergen gesehen. Letztes Jahr zum Beispiel im Norden von Spanien, im Baskenland, das Städtchen Laguardia: Enge Gassen, umgeben von einer mittelalterlichen Stadtmauer, auf einem Hügel, inmitten einer weiten Ebene voller Weingärten. Kilometerweit sichtbar: die Stadt auf dem Berg.
Im Nahen Osten gibt es viele solcher Städte. Aus Gründen der Verteidigung wurden in alter Zeit Siedlungen auf Bergen und Hügeln errichtet. Manchmal wurden sie zerstört oder verfielen, und dann wurde auf den Ruinen wieder neu gebaut, so lagen sie dann noch höher als zuvor. Weithin sichtbar: Stadt auf dem Berg.
So seid ihr, sagt Jesus seinen Jüngern. So sollen wir sein, verstehen wir: als Christen, als Kirchen. Weithin sichtbar und erkennbar in der Landschaft dieser Welt.
Baulich haben wir das immer wieder versucht, indem wir unsere Kirchen am höchsten Ort der Stadt oder des Dorfes errichteten und ihr den höchsten Turm des Ortes gaben. Heute und hier müssen wir die Kirchen meistens suchen. Aber als Christen, als Kirchen sollten wir dennoch sichtbar sein.
Mag sein, dass Religion Privatsache ist. Aber die Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen, die ist öffentlich. Und an uns soll sie erkennbar werden. An unseren Worten und Taten.
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