Mittwoch, 14. September 2011

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 14. September 2011


Guten Morgen, liebe Hörer,

in diesen Tagen habe ich das Gefühl, dass unsere europäische Währung, der Euro, auf tönernen Füßen steht. Ja, vielleicht sogar das ganze Projekt eines vereinten Europas.

Aber ich will eigentlich keine politische Rede halten, ich möchte mit diesem Beispiel an eine weitere biblische Redewendung erinnern: Etwas steht auf tönernen Füßen.

Im Buch Daniel (Daniel 2) wird erzählt, dass der babylonische König Nebukadnezar einen besonderen Traum hatte: Er sah ein mächtiges Standbild, dessen Kopf aus Gold war, Brust und Arme aus Silber, Bauch und Lenden aus Kupfer, die Beine aus Eisen und die Füße – nun: aus Ton, genauer gesagt: aus einem Eisen-Ton-Gemisch. Und dann kam in diesem Traum ein Stein herangerollt, der traf das Standbild an den Füßen. Man kann sich denken, was geschah: Das ganze Machwerk stürzte zusammen und wurde zerstört.

Daniel, ein junger jüdischer Mann, war der einzige, der dieses Traumbild deuten konnte: Die Teile des Bildes stehen für aufeinanderfolgende Weltreiche, die eines nach dem anderen immer schwächer werden. Das letzte, das mit den tönernen Füße, wird so zerschlagen, dass es keine menschliche Herrschaft mehr geben wird; dafür kommt Gottes Reich.

Ich bin mir nicht sicher, ob das die einzige mögliche Deutung ist. Vielleicht hat Daniel es nicht gewagt, dem König auch eine andere mögliche Erklärung zu bringen: Das Ganze ist sein Reich, das Reich von Nebukadnezar. Es ist zwar nach außen hin glanzvoll und mächtig, aber es steht auf tönernen Füßen. Es wird in sich zusammenfallen. – So ist es dann ja auch geschehen.

So ist es in der Weltgeschichte mit allen menschlichen Machtgebilden geschehen – weil sie eben auf tönernen Füßen standen; sie waren auf militärischer Macht nach außen und harter Unterdrückung nach innen gegründet.

Bestand hat aber nur, was auf eine andere Macht gegründet ist: auf Gottes Macht.

Die Botschaft dieses Bildwortes ist am Ende dann doch politisch. Denn es fragt sich schon, auf was für Füßen unser gegenwärtiges Europa steht – noch steht.




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