Guten Morgen, liebe Hörer,
Man sagt, er war ein Dichter. Seine Worte hatten Stil.
Wer ihn hörte, schwieg betroffen, und ein Sturm war plötzlich still.
Seine Bilder und Vergleiche waren schwierig zu verstehn,
doch die Leute saßen stundenlang, ihn zu hören und zu sehen.*
So geht eine Liedstrophe, in der natürlich von niemand anderem als von Jesus die Rede ist. Nach allem, was uns die Evangelien überliefern, muss Jesus ein faszinierender Redner gewesen sein, der es verstanden hat, mit einfachen Bildern und Geschichten die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Wir kennen seine großen Reden wie die Bergpredigt. Und wir kennen seine kleinen, aber oft ganz tiefsinnigen und hintergründigen Gleichnisse. Einige davon möchte ich in dieser Woche vorstellen beziehungsweise in Erinnerung rufen.
Ein ganz einfaches Gleichniswort Jesu zu Beginn, das kennen wir alle, weil es sprichwörtlich geworden ist: Man zündet nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind (Matthäus 5, 15). – Ganz kurz, ganz einfach, ganz klar.
Was für das Licht selbstverständlich ist – es soll allen leuchten –, das ist im übertragenen Sinne nicht immer selbstverständlich.
Da hat eine Chorsängerin eine glockenklare Stimme und sie wird gebeten, das Solo zu singen. Aber sie sagt: „Das ist doch nichts. Ich kann das nicht so gut.“ – Sie stellt ihr Licht unter den Scheffel.
Eine andere malt in ihrer Freizeit wunderbare Bilder. Ihre Freunde sagen: „Das ist großartig. Mach doch eine kleine Ausstellung.“ Aber sie findet: „Das ist nicht so toll. Ich muss mich doch nicht so wichtig machen.“
Solche und ähnliche Sätze habe ich schon oft gehört: „Ich bin nicht so toll. Ich bin nicht so wichtig. Andere können das besser …“ – Es sind Sätze falscher Bescheidenheit. Da stellt jemand sein Licht unter den Scheffel.
* Man sagt er war ein Gammler, dt. Text Andreas Malessa
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