Donnerstag, 29. August 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Donnerstag, dem 29. August 2013


Guten Morgen, liebe Hörer,

in den Bildern und Gleichnissen Jesu, die ich die vergangenen Tage erzählt hatte, ging es vor allem darum, was wir tun sollen. Es war die Rede von Menschen, die aktiv werden für das Reich Gottes: ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, mit ihren Pfunden wuchern, verborgene Schätze gewinnen. Aber unser Tun, unsere Aktivitäten –  das ist nur die eine Seite.

Jesus erzählt umgekehrt auch Gleichnisse, wo er das Nichts-Tun lobt, das passive Warten.

Zum Beispiel erinnert er daran, wie es in der Landwirtschaft ist 
(Markus 4, 26-29)
: Nachdem der Landwirt die Saat ausgebracht hat, muss er einfach warten, dass die Feldfrucht heranreift. Der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen. Wenn die Frucht reif ist, kommt die Ernte. So beschreibt es Jesus. – In der Natur gibt es Wachstumsprozesse, die der Mensch nur wenig beeinflussen kann. Er muss einfach nur warten. Es wächst von allein.

Manchem fällt das Warten schwer. Er wird ungeduldig. Aber seine Ungeduld bringt nichts. Wenn er an den kleinen Halmen ziehen würde, damit sie schneller wachsen, würde er sie schlimmstenfalls ausreißen. Wenn er zu viel gießen und düngen würde, könnte er das Pflänzchen sogar umbringen. Schon mancher hat seine Topfpflanzen totgegossen.

Ich denke an andere Wachstumsprozesse. Eltern tun oft sehr viel für ihr heranwachsendes Kind: Frühförderung, Sport, Ballett und Hausaufgabenhilfe... Für unbeaufsichtigtes Spielen und Toben bleibt heute, wie man hört, nur wenig Raum und Zeit. Ich frage mich manchmal: Werden da Kinder so ähnlich er-zogen, wie man an der kleinen Pflanze zieht, um sie zum Wachsen zu bringen? Oder gießt man sie tot mit all dem, was man für sie tut? Sollte man sie nicht lieber einfach aus sich selber heraus wachsen lassen?

Jesus spricht eigentlich vom Reich Gottes. Und, ja, in der Kirche ist die Ungeduld auch groß. Endlos werden neue Konzepte und Aktivitäten entworfen und ausprobiert, damit die Kirche wieder wächst. Dass wir Wachstum nicht schaffen können und dass es vielleicht auch ausreichen würde, einfach das ganz Normale zu tun und es einfach wachsen zu lassen, glaubt kaum noch jemand. Vielleicht fehlt uns da sogar das Gottvertrauen?

In einem guten, alten Kirchenlied heißt es: Segne unser Tun und Lassen. Lassen wir es doch einfach wachsen!

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