Guten Morgen, liebe Hörer,
wo das Meer beginnt, kommen wir nicht mehr weiter. Das ist trivial. Die Grenze zwischen Land und Wasser stellt ein ernsthaftes Hindernis dar. Ich kann vielleicht ein kleines Stückchen ins Meer hinausschwimmen, aber nicht weit. Die Nachbarinsel wäre fast unerreichbar, wenn es nicht spezielle Fortbewegungsmittel für das Wasser gäbe. Meere und selbst Flüsse haben Menschen und Völker voneinander getrennt. Jahrtausendelang wusste niemand, dass auf der anderen Seite des Ozeans eine Neue Welt liegt, wo auch Menschen leben. Das weite Meer war eine unüberwindliche Grenze.
Noch heute sind Meere schwer zu überwinden. Ich denke an die Flüchtlinge, die in überfüllten Booten an Europas Südgrenze zu gelangen suchen und dabei ihr Leben riskieren.
In der Bibel wird erzählt, wie das Meer zu einer unüberwindlichen, ja tödlichen Grenze für Menschen, für Flüchtlinge geworden wäre, wenn sie nicht durch ein Wunder gerettet worden wären:
Die Israeliten, die aus Ägypten entkommen waren, wurden von der Streitwagenarmee des Pharaos verfolgt und eingeholt, als sie gerade am Meer angekommen waren; es gab kein Entkommen mehr. Ihre Verfolger wollten sie ins Meer treiben. Aber gerade da zog sich das Wasser zurück, und wo eben noch Meer war, konnten die Flüchtlinge trockenen Fußes weiterziehen. Die Verfolger mit ihren Streitwagen blieben im Schlamm und Schlick stecken; das Wasser kehrte zurück und sie ertranken. So ähnlich mag es gewesen sein. Die Legende hat daraus Wassermassen gemacht, die wie die Wände rechts und links der israelitischen Flüchtlinge gestanden hätten und dann über den Ägyptern wieder zusammengeschlagen wären. – Wie auch immer: Das war das große Wunder, aus der Falle zwischen tödlichem Meer und tödlichen Verfolgern entronnen zu sein; das wurde gefeiert und von Generation zu Generation weitererzählt – bis heute.
Es ist das Wunder, dass eine unüberwindliche Grenze überwunden werden konnte, dass eine ausweglose Gefahr gebannt wurde, dass es einen Weg in auswegloser Situation gab.
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