Sonntag, 5. Januar 2014

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 5. Janaur 2014

Guten Morgen, liebe Hörer,

wie oft haben Sie jetzt schon die falsche Jahreszahl geschrieben? Am Anfang eines neuen Jahres ist die alte Zahl oft noch so fest eingespeichert, dass wir automatisch 2013 statt 2014 schreiben. Als ich unseren Gemeindebrief für Dezember und Januar druckfertig gemacht habe, stand am Ende gleich dreimal eine falsche Jahreszahl drin: einmal 2012 statt 2013 und zweimal 2013 statt 2014. Und die Jahre wechseln immer schneller. Manchmal bin ich so verwirrt, dass ich gar nicht mehr weiß, ob nicht doch schon 2015 begonnen hat. Und mit meinen Lebensjahren ist es genau so: ich muss immer erst nachdenken, wie alt ich denn nun gerade wirklich bin. Ältere Leute nennen oft nur noch ihr Geburtsjahr, wenn sie nach ihrem Alter gefragt werden. Sie kommen nicht mehr hinterher mit der Zeit, und ihr Gedächtnis kommt auch nicht mehr hinterher.

Die Jahre vergehen und das fühlt sich immer schneller an, wir kommen kaum noch nach.

Oder wir steigen einfach mal aus aus diesem Karussell, schauen uns das an und merken: Es war schon immer so: Die Jahre kommen und vergehen. Mit ihnen kommen und gehen die Menschen. Und genau das ist es, was bleibt: Der Fluss der Zeit. Oder wie es so schön heißt: Nichts ist beständiger als die Veränderung.

Wenn wir der beständigen Veränderung zusehen, das Karussell sich drehen lassen, den Fluss an uns vorbeifließen lassen, dann haben wir ein Stückchen von der Ewigkeit erhascht. Ewigkeit: Wir sind herausgenommen aus der Zeit. Wir sind bei Gott.

Ich kenne diese Momente, wo die Zeit an mir vorbeizieht und ich ihr zusehe. Die Wellen schlagen an den Strand, immer und immer wieder. Die Sterne stehen über mir, Nacht für Nacht und Jahr für Jahr dieselben. Darin ist eine Ahnung von Ewigkeit, eine Ahnung von Gott.

In solchen Augenblicken wird es völlig gleichgültig, welche Jahreszahl wir schreiben.

Ein Lied von Jochen Klepper, das auch in unserem Gesangbuch steht, heißt: Der du die Zeit in Händen hast (EG 64). Zwei Strophen daraus möchte ich lesen:

Wer ist hier, der vor dir besteht?

Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht:
nur du allein wirst bleiben.
Nur Gottes Jahr währt für und für,
drum kehre jeden Tag zu dir, weil wir im Winde treiben.

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand, 
damit wir sicher schreiten.

Das sei auch mein Gebet: Gott möge uns gnädig zugewandt bleiben im Fluge unsrer Zeiten.

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