Montag, 3. Juni 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Montag, dem 3. Juni 2013

Es war einmal ein Mann, der hatte zwei Söhne. Sie lebten bei ihm auf dem Hof und arbeiteten dort mit, hatten alles, was sie brauchten und mussten sich um nichts sorgen. Doch der jüngere der beiden Söhne wurde dessen mehr und mehr überdrüssig. Es gab da eine große weite Welt außerhalb des Hofes und des Dorfes seines Vaters; davon wollte er etwas sehen und erleben, da wollte er sein Glück machen. Und so trat er eines Tages vor seinen Vater und sprach zu ihm: „Vater, zahle mir mein Erbteil aus; ich will damit in die Welt gehen und mein Glück machen.“ Der Vater nickte und machte in den nächsten Tagen eine Aufstellung über seinen ganzen Besitz, und dann zahlte er die Hälfte davon an seinen jüngeren Sohn aus. Der suchte seine Siebensachen zusammen und machte sich auf in die weite Welt, in ein fernes Land, um dort das Glück zu finden.

Liebe Hörerinnen und Hörer, was wie der Beginn eines Märchens klingt, ist eigentlich eine Beispielgeschichte, ein Gleichnis aus dem Neuen Testament, das Jesus erzählt. Genau genommen ist es eines der schönsten und tiefsinnigsten Gleichnisse von Jesus. Es erzählt in märchenhaften Bildern von der Geschichte zwischen Gott und seinen Menschen. Ich möchte diese Gleichnisgeschichte im Zündfunken diese Woche Stück für Stück erzählen und auslegen.

Schon der Beginn der Geschichte sagt uns etwas darüber, wie wir Menschen sind und wie Gott zu uns ist. Wie Söhne und ihr Vater, wie Kinder und ihre Eltern. Wir kommen aus einem guten Elternhaus, wir haben alles, was wir zum Leben brauchen, und wir haben einen Vater, der uns liebt.

Aber merkwürdig: egal, wie gut es uns geht – irgendwann stellt sich doch Unzufriedenheit ein: Es muss doch noch mehr geben! Das Glück ist immer anderswo. Und so macht sich manch einer auf den Weg in ein Leben fern von Gott. Nicht mehr eingesperrt in die enge Welt der Kirche und des Glaubens.

Es ist erstaunlich, wie leicht das geht. Es ist erstaunlich, wie unkompliziert Gott seine Kinder in die Freiheit entlässt. Sollen sie doch gehen, sollen sie doch ihre Erfahrungen sammeln! Auch wenn er, Gott, die Risiken, die damit verbunden sind, wohl am besten kennt: Er hält uns nicht auf. Er gibt uns sogar noch alles mit, was wir brauchen, um alleine zurecht zu kommen.


Und allein schon damit beweist er, dass es bei ihm gar nicht so eng zugeht, wie manche vermuten. Gott ist großzügig. Gott gewährt Freiheit.

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