Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
vor etlichen Jahren hat mich das Ergebnis einer Umfrage überrascht, nach dem ein großer Anteil der Deutschen zumindest gelegentlich betet. Dabei war die Zahl dieser Beter sogar höher als die Zahl derer, die an einen persönlichen Gott glaubten.
Das fand ich seltsam: Wie kann ein Mensch beten, der nicht an Gott glaubt? Ich hätte es mir andersherum gedacht: Mancher glaubt schon, dass es Gott gibt, aber er lässt ihn, wie man so schön sagt, einen frommen Mann sein: Gott macht sowieso, was er will – was soll ich dann mit ihm bereden?
Aber nein, die Mehrzahl der Menschen hat gelegentlich etwas zu bereden mit Gott. Oder vielleicht ist es ja nicht mal unbedingt Gott, sondern das Universum, die Macht des Guten oder gute Mächte. Irgendwas, was Hilfreiches wird da schon sein – so empfinden es die meisten. Und selbst wenn ich es nicht sicher weiß, ich kann es probieren.
Hand aufs Herz: Für die meisten von uns gibt es Situationen, in denen es uns einfach nach Beten ist.
Not lehrt beten, sagt der Volksmund. Wenn mich die schlimme Nachricht erreicht, dass mein Freund oder meine Frau lebensgefährlich erkrankt ist, dann ist das Bedürfnis zu beten auf einmal riesengroß: „O Gott, hilf! Mach was! …“
Unsere Umgangssprache hat solche kurzen Stoßgebete aufbewahrt. Manchmal denken wir gar nicht dran, dass wir ein Gebet sprechen, wenn wir „O Gott!“ sagen, oder „Um Himmels willen!“ oder auch „Gott sei Dank!“
Es sind ja nicht nur die Notsituationen, die uns das Beten lehren, sondern auch die guten Erfahrungen, die kleinen und großen Wunder im Alltag, die uns dankbar machen und uns vielleicht auch ein kurzes Dankgebet auf die Lippen bringen.
Nützt Beten etwas? – Ich glaube schon. Wenn da einer ist, der sich von unseren Gebeten ansprechen lässt, dann wird er auch darauf antworten.
Wie das mit dem Beten ist und wie wir beten können, darüber möchte ich in den nächsten Tagen weiter mit Ihnen nachdenken.
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