Samstag, 4. Juli 2015

Zündfunke (Rundfunkandacht) am 4. Juli 2015

Guten Morgen, liebe Hörer,
Eva, Lea und Rahel, Tamar und Ruth – was haben diese Frauen, über die ich die letzten Tage gesprochen habe, gemeinsam? Nun, es sind außergewöhnliche Frauen, meistens Frauen, die sich was trauen. Und es sind Vorfahren von Jesus (also Lea, nicht Rahel). Zwei von ihnen stehen sogar namentlich im Stammbaum Jesu, nachzulesen in Matthäus 1: Tamar und Ruth; außerdem werden da noch genannt: Rahab, eine ausländische Hure und Verräterin, und Bathseba, deren ersten Mann König David hatte umbringen lassen. Alles Frauen mit einer etwas fragwürdige und anrüchigen Geschichte. Das ist der Background, aus dem Jesus kommt: Nicht die besten und feinsten und vornehmsten Leute, sondern Prostituierte, Ausländerinnen, Sünderinnen. Und doch gerade: besonders starke und mutige Frauen.
Und dann steht da noch ein Frauenname im Stammbaum Jesu: Maria, seine Mutter. Wir kennen sie als zart und rein, ewige Jungfrau, unbefleckt von jeglicher Sünde. Aber hat sie nicht vielleicht mehr gemeinsam mit diesen anderen Frauen, als wir denken?
Als junges Mädchen wird sie schwanger; keiner weiß, von wem sie das Kind hat; und sie zieht das durch. Allein reist sie zu ihrer Verwandten, mehrere Tagereisen weit. Zusammen mit ihrem Verlobten gehen sie – sie hochschwanger – zur Volkszählung nach Bethlehem, auch mehrere Tagereisen weit. Sie bringt ihr Kind zur Welt in einem Viehstall. Und dann geht es weiter: ungeplante Flucht ins benachbarte Ausland, Lebensgefahr für das Kind. Und als das Kind dann groß ist, tanzt es aus der Reihe, nimmt keine Frau, hängt den Beruf an den Nagel und wird als Unruhestifter und Terrorverdächtiger hingerichtet. Maria hat ihm auf den Kopf zugesagt: „Du spinnst, komm nach Hause.“ Er hat nicht auf sie gehört. Dann steht sie bei ihm am Kreuz. Unendlich traurig, aber nicht gebrochen. Später in der jungen christlichen Gemeinde gehört sie mit den Aposteln zum Führungskreis der Gemeinde.

Maria – das ist nicht die “Jungfrau zart” aus dem Weihnachtslied, sondern eine echte Powerfrau. Sie und die vielen anderen Frauen der Bibel sind keine Vorbilder weiblicher Unterwürfigkeit und Bescheidenheit, sondern Vorbilder weiblichen Mutes und weiblicher Energie. Und Vorbilder im Gottvertrauen.

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