"Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten."
Lukas 16, 1-9
Liebe Schwestern und Brüder,
da ist einer am Ende: Ein Top-Manager, erfolgreich, gefeiert. Jetzt
hat er keine gute Presse mehr: Er soll Verluste eingefahren haben.
Eigentum des Unternehmens verschleudert. Riskant spekuliert und
verloren. Die Aktienkurse sind eingebrochen. Auf der
Aktionärsversammlung soll er Rechenschaft geben. Er weiß, er hat
keine Chance mehr.
Was jetzt zählt sind die richtigen Verbindungen,
Geschäftsfreundschaften, Seilschaften. Wenn er hier rausfliegt, muss
er sehen, dass er anderswo unterkommt. Also fälscht er schnell noch
ein paar Unterlagen zugunsten von Geschäftspartnern, gibt ein paar
Insidertipps, und dann tritt er ab. Ein paar Monate später taucht er
wieder auf mit einem Beratervertrag bei dem einen ehemaligen
Geschäftspartner, mit einem Aufsichtsratsposten bei dem anderen.
Der am Ende war, ist es nicht mehr. Er hat die Kurve gekriegt,
einen neuen Anfang gemacht. Er hat im richtigen Moment die Weichen
gestellt, die Zukunft gesichert, den Kopf aus der Schlinge gezogen.
So etwa könnte man die alte Geschichte im modernen Gewand erzählen.
Jesus findet es beispielhaft, wie dieser Manager handelt. Nicht weil
es so christlich ist, sondern weil es so klug ist.
Die „Kinder des Lichts“, sagt Jesus, also die Frommen, die
Gottgläubigen – heute würden wir sagen: die Christen und
Kirchenfuzzis –, die sind einfach nicht so clever wie die anderen.
Sie sind nicht ganz von dieser Welt; und das stimmt ja auch, weil sie
schon zu Gottes Welt gehören. Sie sind immer ein bisschen zu lieb,
ein bisschen zu naiv, ein bisschen zu langsam, ein bisschen zu
hausbacken.
Sind Klugheit und Cleverness etwa unchristliche Tugenden? –
Keineswegs, sagt Jesus. Kommt nur darauf an, was man damit anstellt.
Wenn es euch auch nur darum geht, euer Schäfchen ins Trockene zu
bringen, mit dem Rücken an die Wand zu kommen, möglichst die
anderen die Zeche zahlen zu lassen, wenn es euch nur darum geht euer
Auskommen und Fortkommen zu sichern, dann nützt euch eure ganze
Cleverness am Ende gar nichts.
Denn entscheidend ist, was ist, wenn ihr wirklich am Ende seid.
Darum geht’s. Ums Ende, um die Bilanz. Am Ende muss der Verwalter,
der Top-Manager, wie auch immer, seine Bücher vorlegen und die
Tiefenprüfung durchstehen. Und wenn nicht, dann fliegt er raus. Und
dort wird Heulen und Zähneklappern sein, wie Jesus anderwärts sagt.
Wir müssen
alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi –
das war der Wochenspruch. – Am Ende müssen wir unsere Bücher
vorlegen und die Tiefenprüfung über uns ergehen lassen. Und wie
wird unsere Bilanz aussehen: die Bilanz unseres Lebens vor Gott?
Er ist ja der Eigentümer unseres Lebens, nicht wir selbst. Er hat
uns ja Güter und Gaben, Mittel und Wege bereitgestellt, um aus
diesem unserem Leben etwas in seinem Sinne zu machen. – Darüber
gibt’s noch ein anderes Gleichnis Jesu – von den anvertrauten
Talenten …
Ja,
am Ende, da kommt er und sagt dir: Gib Rechenschaft über
deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht mehr Verwalter sein.
Du wirst abberufen. Abberufen
aus diesem Leben.
Und jetzt kommt's drauf an. Bist du dir sicher, dass du mit sauberer
Bilanz, mit guten Zahlen und vorzeigbaren Ergebnissen dastehen kannst
vor dem, dem dein Leben gehört? Meinst du, dass er zufrieden sein
wird mit dir? Oder eher doch nicht?
Oder meinst du, du kannst auch vor ihm ein bisschen die Ergebnisse
schönen, die schlechten Zahlen gut aussehen lassen, eine feine
Powerpoint-Präsentation abliefern – „Das war mein Leben – eine
Bilanz“ – und das wird ihn beeindrucken?
Klug ist, sich rechtzeitig auf diese Situation einzustellen. Sie ist
dir ja angekündigt.
Was
ich nicht so klug finde, ist, dass sich so viele Leute hinstellen und
sagen: Mit Gottes Gericht, das ist gar nicht so gemeint. Gott hat
alle lieb und am Ende wird es für alle gut, ob sie gut waren oder
schlecht, ob sie Mist gebaut haben oder Gutes gewirkt, am Ende nimmt
Gott alle an. – Ich finde das nicht so klug, weil die Bibel was
anderes sagt, und weil Jesus selber immer wieder was anderes sagt.
Vor
wenigen Tagen erst hat ein leitender Kirchenmann in Deutschland in
einem Interview gesagt, er habe die „Versuchung, zu glauben, dass
es das Jüngste Gericht geben“ werde. – Aha, und wieso ist das
eine Versuchung? – Ich muss gestehen, ich habe manchmal die
Versuchung zu glauben, dass es das Jüngste Gericht nicht
geben wird. Aber ich denke, es
ist nicht klug, dieser Versuchung nachzugeben.
Kein Gericht, das hieße: Keiner müsste Rechenschaft über sein
Leben geben. Keiner wäre verantwortlich für sein Leben. – Aber
Gott macht mich verantwortlich, und deshalb ist es gut, davon
auszugehen, dass es diese höchste und letzte Instanz gibt, vor der
ich mich zu verantworten habe.
Der Manager in unserem Gleichnis, der ist so klug, dass er sofort
weiß, was die Stunde geschlagen hat. Er weiß, dass er mit seinen
Leistungen beim großen Chef nicht durchkommt.
Also muss er rechtzeitig einen Ausweg finden. Sein Ziel ist klar:
Wenn er bei diesem Chef rausfliegt, dann sollen andere ihn aufnehmen.
Und er erreicht das mit Bestechung.
Das ist in seiner Situation klug: Die Lage erkennen. Ein Ziel
formulieren. Und dann die geeigneten Mittel dafür einsetzen. –
Eigentlich doch ein guter Manager – jedenfalls, was seine eigenen
Belange betrifft.
Diese Klugheit ist es, die Jesus lobt.
Aber wir dürfen die Gleichnisgeschichte natürlich nicht
überstrapazieren. Jesus redet von den „Kindern dieser Welt“. Uns
geht es nicht um diese Welt, uns geht es um Gottes Reich. Unser Ziel
kann also nicht sein, anderswo als bei Gott unterzukommen für die
Ewigkeit. Da gibt’s nämlich nichts außer diesem unangenehmen Ort
mit Heulen und Zähneklappern. Unser Ziel muss es sein, trotz Gericht
und Verantwortung bei Gott anzukommen. Das geht jedenfalls nicht mit
gefälschten Bilanzen und geschönten Präsentationen.
Es geht auch nicht, indem wir uns selbst freikaufen. Wie sollte das
gehen, wo doch alles, was wir sind und haben sowieso schon Gott
gehört?
Es gibt nur eine Chance. Auch wir brauchen die richtigen Freunde, den
richtigen Freund. Und: Es kann nur einer sein: der Sohn vom Chef. Der
muss ein gutes Wort für uns einlegen. Und siehe da, der Sohn vom
Chef will sich selber mit uns gut stellen. Nicht weil wir so toll
sind, sondern weil er uns einfach gut leiden kann. Er kommt uns ganz
weit entgegen, ja, er ist sogar bereit für unsere Verluste
einzustehen und das, was wir vergeudet und verzockt haben, zu
ersetzen. Er will selber dafür sorgen, dass wir bei der
Endabrechnung doch noch gut dastehen können.
Die „Kinder der Welt“ sind klug und clever, wie es eben
Weltkinder sind. Sie meinen, sie können mit Geld und Gut alles
erreichen. Es gab sogar mal welche, die meinten, sich mit Geld und
Gut den Himmel erkaufen zu können: „Wenn das Geld im Kasten
klingt, die Seele ...“
Wir sollten klüger sein und uns nicht auf Geld und Güter verlassen,
sondern auf den Glauben, auf die Freundschaft mit Jesus Christus, dem
Sohn Gottes.
Mit unserer Geldwirtschaft ist das ohnehin so eine Sache; das sieht
man in der derzeitigen Finanzkrise sehr deutlich. Unsere
Geldwirtschaft ist nämlich im wesentlichen eine Schuldenwirtschaft.
Und wir sind nahe an dem Punkt, wo keiner mehr die Schulden bezahlen
kann.
Wie gut, dass wir einen haben, der unsere Schulden bei Gott bezahlt.
Nicht mit Geld – damit sind sie nämlich nicht aufzuwiegen –
sondern mit seinem Leben. Damit wir leben!
Wir danken dir,
Herr Jesu Christ, / dass du für uns gestorben bist, / und hast uns
durch dein teures Blut / gemacht vor Gott gerecht und gut.
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