Tochter Zion, freue dich ...
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
noch so ein vorweihnachtlicher Ohrwurm. – Es war ein Geniestreich des ansonsten ziemlich vergessenen Theologen Friedrich Heinrich Ranke, auf eine populäre Melodie von Händel einen christlich-biblischen Text zu legen.
Das Lied, ursprünglich für den Palmsonntag, also für den Sonntag vor Ostern gedacht, wurde schnell zum Adventsschlager. Denn Palmsonntag und 1. Advent sind sich sehr nahe. Beide haben das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem.
Die Bibelstelle aus dem Alten Testament, die Ranke vertont hat, heißt: Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. (Sacharja 9, 9)
Als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog und seine Jünger und das Volk von Jerusalem ihm zujubelten und Hosianna sangen, da war diese Prophezeiung wahr geworden. Genau davon singt das Lied.
Und warum passt das in den Advent? – Weil Advent Ankunft bedeutet. Jesus, Gottes Sohn, der Messias kommt an. Als er auf einem Esel reitend in Jerusalem ankam, konnten alle, die es wollten, erkennen, dass er der verheißene Sohn Davids, der Messias-König war. Und so sang man ihm Psalmen, winkte ihm mit Palmen und sang Hosianna, was so viel bedeutet wie: Herr, hilf!, und im Hebräischen sogar an den Namen Jesus erinnert. Durch ihn kommt Gottes Hilfe zu den Menschen.
Wenn wir Advent feiern, dann heißt das: Wir stimmen ein in die Lobgesänge und Bittgebete derer, die von diesem Friedefürst Jesus etwas erwarten.
Damals sind die Erwartungen der Menschen nicht erfüllt worden. Sie haben sich schnell von ihm abgewandt und aus dem Hosianna wurde binnen weniger Tage der Ruf Kreuzige ihn! Der Messias-König endete mit der Dornenkrone am Kreuz.
Jesus hat die Erwartungen nicht erfüllt, aber er hat sie übertroffen; denn der Gekreuzigte lebt. Das ist der Grund, warum wir Christen bis heute für ihn singen, zu ihm beten und alles von ihm erwarten.
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