Sonntag, 28. April 2013

Predigt am 28. April 2013 (Sonntag Kantate)

Es wird die Zeit kommen, da wirst du sagen: „Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest. Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.“
Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.
Und ihr werdet sagen zu der Zeit: „Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen! Jauchze und rühme du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!“
Jesaja 12, 1-6



Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir Gott unsere Loblieder singen, dann ist das genau genommen Zukunftsmusik.
Wir singen ja viel und gerne. Gott sei Dank! Was wäre Kirche, Gottesdienst, Gemeinde ohne Musik und Gesang! Singt dem Herrn und lobt ihn – Lob Gott getrost mit Singen – Ich singe dir mit Herz und Mund – Du meine Seele, singe – so singt und klingt der heutige Gottesdienst. Ja, so soll es sein!
Und doch: Wenn wir hier und heute singen, dann ist das eigentlich doch Zukunftsmusik.
Was meine ich damit? – Es ist Musik, die aus der Zukunft zu uns kommt, aus Gottes Zukunft, vom Himmel. Wir vereinen uns mit den Chören der Engel und singen heute schon etwas von dem, was wir in Ewigkeit singen werden.
So gesehen (oder so gehört) ist die Musik, die wir heute erfinden und aufführen, auch Musik für die Zukunft. Ich glaube, die Ewigkeit ist groß genug, um all unsere Lieder und Gesänge zur Ehre Gottes aufzunehmen. Noch im Himmel werden Bachs Oratorien und Paul Gerhardts Lieder erklingen, werden Gospelchöre singen und Lobpreisbands spielen. Und Formen von Musik, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, werden auch da sein: das, was die Zukunft auf Erden noch bringen wird, und das, was es dann exklusiv im Himmel noch dazu gibt.
Zukunftsmusik: Unser Singen und Spielen nimmt etwas von der himmlischen Herrlichkeit vorweg. Mancher Gottesdienst, manches geistliche Konzert ist schon so: Wie im Himmel. Wie in Gottes Zukunft. Fast. Die himmlische Zukunft wird dann alles noch toppen.
Zukunftsmusik ist unsere Musik auch, weil sie von der Zukunft singt: von dem, was nicht ist, noch nicht ist, aber sein wird:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden (Lukas 2, 14). So klingt der Lobgesang der Engel, der aus der Zukunft zu uns gekommen ist und in den wir einstimmen. Aber wir wissen auch: Das ist Zukunftsmusik mit dem Frieden auf Erden. – Noch ist Krieg und Kriegsgefahr. Wenn ich Predigten vorbereite und ich spreche über die Situation unserer Welt, dann ändern sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte die konkreten Orte, über die ich spreche, aber an der Situation selber ändert sich nichts: Wir leben in einer friedlosen Welt. Jetzt also Bürgerkrieg in Syrien, Kriegsdrohungen in Korea, Bombenattentate in den USA. Usw. usf. – Von dort kommen gerade die Bilder und die Nachrichten, die uns die Kehle verschließen, so dass wir eigentlich gar nicht mehr singen mögen. Und schon gar nicht zur Ehre Gottes und vom Frieden auf Erden, wenn da doch keiner ist.
Und wir singen trotzdem! Nicht weil wir das gegenwärtige Leid preisen wollen, sondern weil wir heute schon die Zukunft feiern: wenn das Leid endet und wenn Friede wird, wie Gott ihn verheißen hat.
Denn wir wissen und glauben: Alles wird gut. – Weil Gott alles gut machen wird. Ja, weil er schon lange dabei ist, alles gut zu machen.
Zukunftsmusik: Es wird die Zeit kommen, da wirst du sagen: „Ich danke dir Herr! …“ Es wird die Zeit kommen, da werdet ihr sagen: „Danket dem Herrn! … Lobsinget dem Herrn! … Jauchze und rühme, du Tochter Zion!“
Die Zukunft ist die Zeitform des Glaubens, die Zeitform Gottes. Was auf uns zukommt, kommt aus Gottes Ewigkeit. Er kommt uns entgegen mit seiner Zukunft.
Ein Philosoph unserer Tage hat sogar versucht, aus der Zeitform der Zukunft so etwas wie einen Gottesbeweis abzuleiten: Wenn das, was einmal war und jetzt ist und künftig sein wird, nicht im Nichts verschwindet, sondern auch in Zukunft gewesen sein wird, dann muss es so etwas wie eine ewige Erinnerung geben, einen Ort, eine Instanz, bei der alles aufgehoben sein wird: Gott.
Ja, was war und ist, wird gewesen sein. Das heißt aber auch: Es wird nicht mehr gegenwärtig sein, es wird nur noch Vergangenheit sein, Erinnerung, dunkler Hintergrund. Und dann werden wir sagen: „Ich danke dir, Herr!“, und werden singen: „Gott ist mein Heil!“, und werden jauchzen und rühmen: „Der Heilige Israels ist groß!“
Vergangenheit: „Herr, du bist zornig gewesen!“ – Aber die Zukunft heißt: „Du wirst zornig gewesen sein! Dein Zorn gehört für immer der Vergangenheit an!“
Im Glauben und im glaubenden Singen gehen wir schon hinaus in diese vollendete Zukunft, Futur II: Was einmal war, was jetzt noch ist, wird gewesen sein.
Gewesen sein und verwandelt sein: „Dein Zorn hat sich gewendet.“ Er hat sich gewandelt, er ist zu Trost und Heil geworden. Ja, zum Ausdruck von Liebe.
Das ist mir ganz wichtig geworden, um zu verstehen, wieso Gott zornig sein kann: Sein Zorn ist Ausdruck von Liebe, von leidenschaftlicher Liebe. Wenn ich auf jemanden zornig bin, dann ist er mir nicht gleichgültig. Wenn meine Kinder Mist machen, regt mich das viel mehr auf, als wenn anderer Leute Kinder Mist machen: Weil ich meine Kinder leidenschaftlich liebe. – Wenn Gott auf sein Volk – wie hier im Alten Testament – oder wenn Gott auf dich oder mich zornig ist, dann nur, weil er uns so leidenschaftlich liebt.
Und genau deshalb können wir auch ganz gewiss sein, dass sein Zorn sich wendet. Dass er sich gewendet haben wird. Ja, dass in Ewigkeit nur Gottes Liebe bleibt.
Und das, genau das, ist der Grund, warum wir dann, in Zukunft und in Ewigkeit singen werden. Und es ist der Grund, warum wir schon jetzt und hier lobsingen: Alles wird gut! Alles, was nicht gut war und nicht gut ist, wird sich wenden, wird aufgehoben, wird gut werden.
Aufgehoben – das heißt: Es wird behalten. Was gewesen ist, wird gewesen sein. Aber es bekommt einen sinnvollen Platz in Gottes Weltenplan. Auch was wir verfehlt und versaut haben, auch unsere Sünde und Schuld wird am Ende zum Guten gedient haben.
Aufgehoben – das heißt auch: Es gilt nicht mehr. Ein Gesetz kann aufgehoben werden. Das Gesetz, das unsere Sünde Gottes Zorn nach sich zieht, wird aufgehoben, ist schon aufgehoben. Darum wird Gottes Zorn nicht mehr sein, sondern nur noch Trost und Heil.
Aufgehoben – das heißt schließlich: Es wird hinaufgehoben zu Gott. Und bei Gott ist dann alles gut.
Ja, das ist Zukunftsmusik. Aber es ist auch die Musik einer Zukunft, die schon begonnen hat. Die Musik spielt ja schon. Mindestens seitdem die Engel vom Himmel gekommen sind und es gesungen haben: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden! Und erst recht seitdem Jesus seine Arme ausgebreitet hat und gesagt hat: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid! (Matthäus 11, 28; Evangelium des Sonntags) Und ganz gewiss seitdem der Auferstandene seine Jünger in alle Welt gesandt hat, gemäß dem Wort des Propheten: Machet kund unter den Völkern sein Tun! – seitdem singt und spielt die Zukunftsmusik Gottes mitten unter uns, und wir singen und spielen mit.

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 28. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

eine Woche lang habe ich mit Ihnen über Sprüche und Sprichworte aus der Bibel nachgedacht. Vieles davon war schlicht und einfach Lebenserfahrung; es ist gut, sie zu beherzigen. Auch die biblischen Sprichworte kommen häufig ohne den ausdrücklichen Hinweis auf Gott aus. Frommsein und anständig leben heißt ja auch nicht, ständig den Herrgott auf den Lippen führen zu müssen. Entscheidend ist, ihn im Herzen zu haben. Trotzdem ist es gut, wenn er sich hin und wieder in Erinnerung ruft.

Eine Lebensweisheit, die wir alle kennen, heißt: Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Das steht so nicht in der Bibel. Aber etwas ganz Ähnliches steht da: Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der Herr prüft die Herzen (Sprüche 21.2).

Wir planen und gehen unseren Weg, und wir sind hoffentlich auch überzeugt von dem Weg, den wir gehen. Wäre ja auch reichlich blöde, wenn wir, um im Bild zu bleiben, feststellen: Wir haben uns verlaufen, aber wir gehen trotzdem einfach weiter. Nein, normalerweise gehen wir den Weg, den wir für richtig halten. Aber das ist natürlich immer nur unsere Perspektive: Aus unserer Sicht ist das richtig und gut und konsequent, was wir tun. Aus der Sicht eines anderen ist es das vielleicht gar nicht. Da sieht uns jemand auf Abwegen und Irrwegen, macht sich vielleicht Sorgen um uns: Wo soll das alles hinführen?

Und Gott? Wie sieht er unseren Weg?

Der Herr prüft die Herzen. – Gott hat eine besondere Sicht. Er sieht nicht nur, wo wir äußerlich langmarschieren, wie wir unser Leben gestalten, was wir denken, planen und umsetzen. Er sieht in unser Herz; er kennt die geheimen Beweggründe. Er durchschaut auch unsere Selbsttäuschungen: Wo wir uns selber einreden und vormachen, dass unser Weg recht ist, aber er ist es schon lange nicht mehr.

Mir ist es ganz recht, wenn Gott mir hin und wieder mitteilt, was er bei der Prüfung meines Herzens herausgefunden hat. So dass ich mich darauf einstellen kann, vielleicht sogar meinen Weg korrigieren und eine andere Richtung einschlagen kann.

Sonntag ist ein guter Tag, um innezuhalten und uns zu fragen: Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Es ist ein guter Tag, um an Gott zu denken und ihn zu bitten, dass er uns den richtigen Weg führt.

Samstag, 27. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Samstag, dem 25. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

zu den Dingen, die den Menschen am meisten beschäftigen, gehört das Verhältnis der Geschlechter. Sollte es dazu keine passenden Sprichworte in der Bibel geben? – Aber natürlich. Besonders drastisch ist zum Beispiel dieses Sprichwort: Eine schöne Frau ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase (Sprüche 11, 22). – Bei mancher Frau, die ich hier in Strandnähe sehe, denke ich: ein passendes Bild: die Sau mit dem goldenen Ring durch die Nase!

Was Martin Luther damals mit Zucht übersetzte, kann man auch Anstand, Feingefühl oder Benehmen übersetzen. – Trotzdem steht der Spruch aus heutiger Sicht unter Sexismus-Verdacht: Eine Frau möge bitteschön anständig und züchtig sein; aber der Mann darf die Sau rauslassen? – Ich höre schon den feministischen #Aufschrei.

Es stimmt natürlich: Die Sprüchesammlung in der Bibel ist von Männern und für Männer geschrieben worden. Und die hatten ihr Bild von der idealen Ehe und Familie mit der perfekten Frau im Haus. Aber immerhin die perfekte Frau ist eine kluge und tüchtige Frau. Dazu steht einiges im letzten Kapitel des Sprüchebuchs …


Aber es ist auch voll von Belehrungen an den Mann, die ihn ebenso vor Zuchtlosigkeit warnen. Zum Beispiel heißt es: Eine Hure bringt einen ums Brot, aber eines anderen Ehefrau bringt einen ums Leben (Sprüche 6, 26). Da ist nicht die Frau die böse Verführerin und der Mann das arme Opfer, ihm wird gesagt, dass er selber verantwortlich ist für sein Tun und für die Folgen, gerade auch in Bezug auf die Frau. Ehebruch kann einen teuer zu stehen kommen.



Natürlich klingt das immer noch altmodisch. Aber zahlen wir nicht wirklich immer auch einen Preis, wenn wir Beziehungen gefährden und zerstören? Würden wir nicht letztlich ruhiger, friedlicher und entspannter leben, wenn wir ganz altmodisch und konsequent dem Ideal der lebenslangen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau folgen würden?

Ein Vorschlag für den heutigen Tag: Denken Sie doch mal kurz darüber nach, was Sie an Ihrer eigenen Frau, an Ihrem eigenen Mann haben. Und sagen Sie ihm oder ihr Danke dafür!

Freitag, 26. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Freitag, dem 26. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

haben Sie ein Haustier? – Katze oder Hund? Fische oder Vögel? Oder hatten oder haben Sie Nutztiere?

Der Mensch hat in seiner ganzen langen Geschichte eigentlich immer sehr eng mit den Tieren
zusammengelebt. Außer in den großen Städten war es normal, dass man sein eigenes Vieh hatte: Schwein und Ziege, Hühner und Kaninchen für den eigenen Bedarf. Dazu den Hund, um alles zu bewachen, und die Katze, um die Zahl der Mäuse überschaubar zu halten. Wer wohlhabender war, hatte vielleicht noch Rinder oder gar Pferde. Mensch und Tier lebten eng beieinander, aber die Tiere waren Nutztiere, nichts Besonderes. Anders heute, wo das Hündchen zum Friseur geht und Feines Gänseleberragout an Basilikumspätzle serviert bekommt und die Katze mit im eigenen Bett schläft und schon lange nicht mehr weiß, wie Mäuse schmecken.



Das Verhältnis zu unseren Tieren sagt etwas über uns als ihre Besitzer. Auch dazu gibt es ein biblisches Sprichtwort: Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig (Sprüche 12, 10).

Normalerweise würde man denken, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Kategorien sind für den Umgang des Menschen mit seinesgleichen. Hier ist auch von Barmherzigkeit gegenüber Tieren die Rede. Genauer: Dass ein Mensch gerecht ist, zeigt sich auch – und vielleicht zuerst in seinem Verhalten gegenüber seinem Haus- und Nutztier. Wer sein Vieh ordentlich pflegt, nicht hungern und frieren lässt, es nicht im eigenen Dreck verkommen lässt, vielleicht sogar ein freundliches Wort für es übrig hat, der wird wohl auch seinen Mitmenschen, vielleicht damals ja auch seinen Knecht auf dem Hof, anständig behandeln. Wer schon das Vieh viehisch behandelt, der wird – so darf man vermuten – den Menschen nicht menschlich behandeln.

Das Verhältnis zu unseren Tieren sagt etwas über uns als ihre Besitzer. Es macht mich traurig, wenn ich auf ausgesetzte Tiere treffe oder verängstigte Hunde sehe oder von dem Jammer in den Tierheimen höre. Dabei könnten wir doch gerade im Umang mit den Tieren Menschlichkeit lernen. – Das ist im übrigens auch ein guter Grund, warum Kinder möglichst ein Haustier haben sollten.

Vielleicht mögen Sie ja heute einmal besonders aufmerksam sein für unsere vierbeinigen Freunde.

Donnerstag, 25. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Donnerstag, dem 25. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

gestern ging’s um Augen und Ohren, vorgestern um den Mund, heute geht’s ums Herz: Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl; aber ein betrübtes Gemüt lässt das Gebein verdorren (Sprüche 17, 22).

Dass sich unsere Gemütszustände auf unser körperliches Befinden auswirken, das ist heutzutage eine Binsenweisheit. Man nennt das Psychosomatik.

Wenn rundherum alles läuft, die Arbeit macht Spaß, die Familie ist wohlauf, die Sonne scheint und die Knete stimmt, dann ist auch unser Körper fit, leistet, was er soll und trägt damit selber wieder zur guten Stimmung bei. Wenn uns Kummer quält, wenn wir Stress auf der Arbeit haben, Sorgen um die Kinder, es draußen kalt und neblig ist und wir nicht wissen, wie wir um die Runden kommen, dann macht auch der Körper leicht schlapp, wir essen schlecht, wir schlafen schlecht, wir sind müde und sehen entsprechend aus. Und: wir haben weniger Kraft, uns den Problemen zu stellen, die uns ohnehin schon belasten.

So oder so ist es ein sich selbst verstärkender Kreislauf. Im positiven Falle gilt: Wenn’s läuft, läuft’s. Im negativen kann es gefährlich werden: Wir geraten in einen Abwärtsstrudel. Irgendwann streikt der Körper ganz; es geht nicht mehr; wir brauchen eine Auszeit, einen Neustart.

Wenn ich weiß, dass mein seelisches Wohlbefinden auch meinem Leib wohl tut, und dass umgekehrt mein leibliches Wohlbefinden meiner Seele gut tut, dann weiß ich eigentlich auch, wie ich den Negativkreislauf durchbrechen kann: Ich muss meinem Leib und meiner Seele etwas Gutes tun. Viele machen das heutzutage ganz bewusst. Die Zeiten, in denen ein rücksichtsloser Umgang mit der eigenen Gesundheit noch geschätzt wurde, sind vorbei. Wellness ist angesagt: Meinem Leib und meiner Seele soll es gut gehen.

Freilich: Wir können dem Unangenehmen, den Sorgen und Problemen der Seele und der Krankheit des Leibes nicht immer ausweichen. Wir können ihm aber entgegenwirken, wenn wir das sehen und das tun, was Leib und Seele gut tut.

Ein Schlüssel dazu ist Dankbarkeit: Vielleicht denken Sie gerade jetzt mit mir einen Moment daran, was so richtig gut ist in Ihrem Leben. Und vielleicht sagen Sie mit mir gerade in diesem Moment: Gott sei Dank! – Und vielleicht ist Ihr Herz jetzt ein ganz klein wenig fröhlicher als zuvor.

Also: Lassen Sie es sich gut gehen!

Mittwoch, 24. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 24. März 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

gestern habe ich Sie mit dem Ratschlag entlassen, lieber einmal mehr die Klappe zu halten, als sie einmal zuoft aufzureißen. Heute möchte ich Sie einladen, statt der Klappe die Ohren und die Augen aufzumachen. Das ist wieder im Sinne eines alten Sprichwortes aus dem Sprüchebuch der Bibel: Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr (Sprüche 20, 12). – Ein Sprichwort mit mehreren Ebenen ist das.

Zuerst einmal ist das Hören und das Sehen ja sowieso schon mal etwas unglaublich Erstaunliches und Wunderbares. Wir haben Sinnesorgane, die uns verlässliche und unglaublich genaue Informationen liefern: das Ohr, das Schallwellen in elektrische Impulse umwandelt, die unser Gehirn entschlüsseln kann. Wir hören ja nicht nur etwas, sondern wir verstehen auch. Wir erkennen, das Geräusch einer schlagenden Tür, und in der Wohnung, die uns vertraut ist, hören wir sogar, welche Tür es ist. Wir hören Stimmen und erkennen sie, und wir verstehen Sprache. Was für ein Wunder der Schöpfung!

Und erst recht das Auge, das aus Licht Bilder macht, die aber nicht nur auf der Netzhaut entstehen, sondern die wir – ganz ähnlich wie die Geräusche, die wir hören, im Kopf haben. Dabei sehen wir nicht nur irgendwas, sondern wir erkennen Muster, ordnen sie den Dingen und Menschen zu, mit denen wir zu tun haben.

Ohr und Auge selber kann man heute technisch nachbauen; beim Erkennen und Identifizieren der Schall- und Bildinformationen ist die Technik im Grunde genommen immer noch ganz am Anfang. – Es ist erstaunlich, und darum sagt das Sprichwort: das hat der Herr gemacht, wow!

Aber eigentlich geht es wohl um noch mehr: Es geht um das richtige Hören und das richtige Sehen. Man kann ja sehen und doch nichts kapieren, man kann hören und doch nicht verstehen. Ich kann vor allem den Menschen übersehen, der mich gerade besonders braucht, seinen suchenden Blick, seine fragende Geste – das alles kann ich übersehen. Und ich kann weghören, wenn ich etwas Unangenehmes höre, was ich nicht wahr haben will, die Botschaft hinter den Wörtern. Dass ich wirklich wahrnehme, wer der Mensch neben mir ist und was er mir sagen will, auch das ist eine Gabe Gottes. – Und vielleicht auch eine Aufgabe!

Also heute besonders: Augen auf und Ohren auf! Es gibt Wichtiges zu sehen und zu hören.

Dienstag, 23. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Dienstag, dem 23. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – Ich glaube, dieses Sprichwort wird nur wenig beherzigt. Oder man sagt sich gleich: Viel Silber ist besser als wenig Gold, und schwatzt munter drauf los, schwatzt sich vielleicht um Kopf und Kragen.

Da treffe ich mich mit jemandem, sehe ein gepflegtes Äußeres, eine angenehme Erscheinung, ein freundliches Lächeln, freue mich über die Begegnung; und dann tut diese Person den Mund auf, und alles ist verdorben: Sie redet dummes Zeug, hat keine Ahnung, und mit den Regeln ihrer Muttersprache ist sie auch nicht so ganz vertraut. Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben, sagte der Lateiner.

Es stimmt einfach: Gerade beim Reden ist weniger oft mehr: Ich sage lieber nichts, als mich zu Dingen zu äußern, von denen ich keine Ahnung habe. Ich muss nicht aller Welt meine gepflegten Vorurteile kundtun. Je mehr ich sage, um so eher wird man mich als unqualifizierten Dummschwätzer entlarven.

Dieses Thema, wenig und dafür überlegt zu reden, seine Zunge im Zaum zu halten, taucht in der Bibel gleich an mehreren Stellen auf. Im Buch der Sprüche heißt es: Wo viele Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug (Sprüche 10, 19). – Dieses Sprichwort aus dem alten Israel ist gewissermaßen eine Urform von unserem Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Dabei bringt es einen wichtigen Gesichtspunkt zur Geltung: Wer zu viel und unüberlegt redet, stellt sich nicht nur selber bloß, sondern er redet auch schnell etwas, was andere verleumdet, beleidigt oder verletzt. Darum fällt das Wort Sünde. Die Sünde der vielen Worte hat mit dem 8. Gebot zu tun: Du sollst nicht falsch über andere reden.

Gerüchte, Verdächtigungen, Gemeinheiten zerstören unser Miteinander nachhaltiger, als wenn wir mal einen Moment des Schweigens auszuhalten haben. Also, lasst uns lieber einmal mehr die Klappe halten als sie einmal zu oft aufzureißen!

In diesem Sinne: einen schönen Dienstag!

Montag, 22. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Montag, dem 22. April 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

Hochmut kommt vor dem Fall. – Das steht in der Bibel. Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle schon mal über Sprichworte aus der Bibel geredet. Das möchte ich diese Woche fortsetzen. Aber ich will dabei nicht nur Sprichworte vorstellen, die sich in unserem Sprachschatz erhalten haben, sondern auch andere, die wir gar nicht oder gar nicht mehr kennen.

Immerhin enthält die Bibel ein ganzes Buch mit 31 Kapiteln unter dem Namen „Sprichwörter“ bzw. „Sprüche“. Und überraschenderweise sind viele davon nach wie vor aktuell.

Hochmut kommt vor dem Fall, zum Beispiel. Das kennen auch wir. Allerdings weiß kaum jemand, dass das nur die Hälfte dieses Sprichworts aus dem Sprüche-Buch ist. Vollständig heißt es: Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall (Sprüche 16, 18).

Fallen uns Beispiele dafür ein? Politiker oder Politiker-Darsteller, die sich für unangreifbar hielten und dann doch zurücktreten mussten. Oder mir fällt das Fußballspiel vor einigen Monaten ein, in dem Deutschland nach einer 4:0-Führung gegen Schweden am Ende mit einem 4:4-Unentschieden vom Platz gehen musste. – Hochmut kommt vor dem Fall!

Wenn jemand in seinem Stolz gedemütigt wird, wenn der Hochmütige auf die Nase fällt, dann sind wir meistens nicht ganz frei von Schadenfreude. Ein merkwürdiger Zug am Menschen ist das, sich über das Unglück eines anderen zu freuen. Es hat aber wohl auch damit zu tun, dass wir dieses Unglück als ausgleichende Gerechtigkeit erleben. Wer sich über andere erhebt, wer sich einbildet, was besseres zu sein, der wird es am Ende erleben, dass er es gar nicht ist: ausgleichende Gerechtigkeit. Wir finden das ganz in Ordnung.

In der Sprichwortweisheit der Bibel geht es oft genau um diese Ordnung. Es soll so sein. Dahinter steht ein Plan, eine Ordnung der Welt, und hinter dieser Ordnung der Welt steht Gott, der letztlich für die ausgleichende Gerechtigkeit sorgt.

Aber auch, wenn wir auf der anderen Seite stehen, wenn wir uns selber gerne mal größer machen, als wir sind, dann ist so ein Sprichwort eine ganz gute Erinnerung: Bleib auf dem Teppich; wer hoch steigt, kann tief fallen!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Woche.

Sonntag, 21. April 2013

Predigt am 21. April 2013 (Sonntag Jubilate)


Predigttext: 1. Mose 1,1 - 2,4a

Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Predigttext steht ganz am Anfang der Bibel. Und am Anfang geht es um den Anfang: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Am Anfang der Bibel lesen wir die Geschichte oder besser: die Erzählung vom Anfang. Es ist eine der großartigsten Erzählungen der Bibel, weil es die Erzählung von allem, ist vom All, vom Universum, von der Welt vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten, und weil es die Erzählung davon ist, wie alles miteinander zusammenhängt, weil alles mit Gott zusammenhängt.
Am Anfang schuf Gott. – Ich möchte einem Missverständnis vorbeugen. Wir hätten die Schöpfungserzählung missverstanden, wenn wir uns zu sehr an den Details aufhalten würden. Etwa wenn wir die sechs oder sieben Tage und die Reihenfolge der Schöpfungswerke allzu wörtlich nehmen würden. Darum geht es nicht. Worum es geht, verstehen wir ein bisschen besser, wenn wir ausnahmsweise mal den lateinischen Bibeltext zu Hilfe nehmen: In principio creavit Deus caelum et terram. In principio: Das kann ja auch ganz wörtlich heißen: Im Prinzip. Und darum geht es: Um die Prinzipien von Gottes Schöpfung. Es geht nicht um einen Ersatz für naturwissenschaftliche Forschung und Erklärung der Welt. Da wissen wir heute natürlich viel besser Bescheid als zu biblischen Zeiten. Es geht um das, was die Naturwissenschaft nicht erforschen und eklären kann: die Prinzipien von Gottes Schöpfung. Und darüber können wir beim Lesen der Schöpfungserzählung eine ganze Menge lernen.
Wenn wir die ganze Schöpfungserzählung lesen, dann ist sie ziemlich lang. Aber ich möchte gerne, dass wir die ganze Geschichte hören. Und darum teilen wir sie in drei Teile. Und hören jetzt den ersten – und längsten – Teil:

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.  Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.  Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.
Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.
Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.  Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.
Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.
Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.
Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.
Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.


Und Gott sah, dass es gut war. – Wie oft haben wir diesen Satz jetzt gehört? – Genau: sechs mal.
Das ist nämlich ein Grundprinzip von Gottes Schöpfung: Was Gott geschaffen hat, ist gut. Das Licht ist gut. Das Nebeneinander von Land und Meer ist gut. Die Pflanzen der Erde sind gut. Sonne, Mond und Sterne sind gut. Vögel in der Luft und Fische im Meer sind gut. Und die Landtiere sind ebenfalls gut.
Wir können das auch sehen – und staunen: Es stimmt und es passt alles in Gottes Schöpfung: Es ist gut.
Menschen von heute könnten das auch ganz anders ausdrücken: Die Quantenemissionen auf subatomarer Ebene sind gut. Die Plattentektonik der Erde ist gut. Die Photosynthese der Pflanzen ist gut. Die Gravitationskräfte sind gut. Die Evolution des Lebens ist gut. Die Neukombination von genetischen Merkmalen bei der geschlechtlichen Fortpflanzung ist gut. Usw. usw.
Und auch wenn uns das Staunen des Naturwissenschaftlers nicht so nahe sein sollte, dann lasst uns einfach staunen über die Schönheit und Sinnhaftigkeit der Welt, in der wir leben! Es ist alles gut. Es ist ja auch so, dass eines zum andern passt: Ohne Licht kein Leben. Ohne die Bewegung der Himmelskörper auch kein Leben. Denn überlegen wir mal: Allein schon wenn die Erde nur ein wenig langsamer rotieren würde, vielleicht statt 24 Stunden 48 Stunden für eine Umdrehung brauchte: Wie groß wären dann die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, was würde das für das Wetter bedeuten? Und wenn die Erde langsamer um die Sonne kreisen würde – wie groß wären dann die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten, was würde das für das Klima bedeuten? – Wie perfekt sind die Lebewesen ihren Lebensräumen angepasst! Das können wir in den verschiedenen Vegetationszonen, die hier auf unserer Insel so nahe beieinander liegen, wunderbar beobachten. – Es ist gut, und es ist schön!
Und dann können wir staunen, dass es uns Menschen gibt, das einzige Geschöpf, das diese Schönheit und Perfektion der Schöpfung sehen und begreifen kann. Ja, man könnte fast meinen: Das alles ist allein für uns geschaffen: damit wir es sehen und begfreifen und bestaunen können.
Hören wir auf den zweiten Teil der Schöpfungserzählung, genau genommen nur den zweiten Teil des sechsten Schöpfungstages.

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

Hier ist es, das Geschöpf, das das Gute sehen kann. Und es ist selber gut, sehr gut. Die Krone der Schöpfung! – Nein, ich lasse mich nicht von den Spinnern beeindrucken, die die Menschen für eine Tierart neben anderen betrachten, die gegenüber Affen, Mäusen und Moskitos nichts Besonderes wäre. Nur vom Menschen sagt die Bibel, Gott habe ihn zu seinem Bilde geschaffen. Und das aus gutem Grund.
Worin besteht sie die Gottebenbildlichkeit des Menschen? – Nun, zum einen in dem, was ich schon gesagt habe: Der Mensch ist das Geschöpf, dass sehen und erkennen kann, dass Gottes Schöpfung gut ist. Er kann sich selbst und die ganze Welt sehen und bestaunen und begreifen. Gott sagt: Siehe, es ist sehr gut, was ich gemacht habe. Und der Mensch sieht und sagt: Ja, ich sehe es: Es ist sehr gut, was du gemacht hast.
Gott ist Geist, und der Mensch ist Geist. Damit meine ich: Er hat Bewusstsein von sich und der Welt.
Und: Er hat Bewusstsein von Gott seinem Schöpfer. Der Mensch ist das einzige Wesen, das Religion hat, eine Ahnung, ein Wissen davon, dass er nicht aus sich selber existiert, dass er nicht aus Zufall existiert, ja, dass es einen gibt, der ihn geschaffen hat und seinem Dasein Sinn gibt.
Der Mensch kann Gott antworten. Auf das göttlicheEs ist gut” kann er mit seinem menschlichenEs ist gut” antworten. Und das macht ihn auch ver-antwortlich. Der Mensch ist das einzige Wesen, das für sein Tun und Lassen verantwortlich ist. Ein Tier handelt aus Instinkt, nicht in freier Verantwortung. Einen Hund, der den Briefträger beißt, kann man nicht dafür zur Verantwortung ziehen; wohl aber den Hundehalter, der das hätte verhindern können und müssen. – Wir Menschen sind verantwortlich. Wir sind verantwortlich für –  nämlich für die Welt, in der wir Leben, für die Schöpfung, insbesondere für das Leben, und am allermeisten für den Menschen, für den Menschen, der ich bin, und für den Mit-Menschen, der mir anvertraut ist.
Gott überträgt dem Menschen Verantwortung. Ihm allein. Der Mensch kann kann nicht nur das Gute sehen, er soll das Gute tun.
Verantwortung für die Schöpfung schließt dabei keineswegs aus, sich ihre Ressourcen zunutze zu machen, Pflanzen zu kultivieren, Tiere zu züchten, die erkannten Naturgesetze selber anzuwenden und technische Lösungen und Erleichterungen für das Leben zu schaffen. Denn das ist das Dritte, worin die Gottebenbildlichkeit des Menschen besteht: Der Mensch ist schöpferisch. – Gott ist der Schöpfer der Welt. Der Mensch ist der schöpferische Gestalter der Welt. Das ist von Gott so gewollt. Gott hat den Anfang gemacht, die Prinzipien der Schöpfung festgesetzt. Wir machen weiter auf Grundlage dieser Prinzipien, gestalten die Schöpfung zu einem Ort, an dem wir gut und hoffentlich immer besser leben können.
Also: der Mensch ist Geist, der Mensch ist verantwortlich, der Mensch ist schöpferisch. So ist er Gottes Ebenbild und Partner inmitten der Schöpfung!
Und nun lasst uns den Abschluss der Schöpfungserzählung hören.

So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.  Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.

Der Mensch ist zwar die Krone der Schöpfung, aber nicht das Ziel der Schöpfung. Zum Ziel kommt die Schöpfung erst am siebten Tag. Gott ruht sich aus. Das Ziel der Schöpfung ist, dass Gott seinen Ruhetag, seinen Feiertag hat. Am Ende steht nicht mehr das Tun, das Machen, das Schaffen, sondern das Nichts-Tun. Und wenn Gott schon nichts tut, dann soll der Mensch als sein Ebenbild und Partner auch nichts tun.
Das Ziel jedes Arbeitstages ist der Feierabend. Das Ziel jeder Arbeitswoche ist das Wochenende. Das Ziel jedes Arbeitsjahres ist der Urlaub. Und das Ziel jedes Arbeitslebens ist der Ruhestand. – Nicht andersherum: Die arbeitsfreie Zeit ist nicht dazu da, uns wieder fit zu machen fürs Weitearbeiten, sondern die Arbeitszeit ist dazu da, um uns die Ruhezeit zu ermöglichen. Seht es mal so herum! Dann ist auch der Altersruhestand kein Verlust, sondern ein Gewinn! Ihr dürft jetzt ausruhen, faulenzen, feiern; ihr habt es euch verdient!
Gottes siebter Schöpfungstag ist in Wahrheit noch nicht angebrochen; er ist eine prophetische Ansage. Denn noch kann sich Gott nicht ausruhen und zurücklehnen. Dafür hat er sich mit seinem letzten und großartigsten Geschöpf zu viel Mühe und Ärger eingehandelt. Der Mensch braucht Gott rund um die Uhr und jeden Tag, 24/7, wie das heute so schön heißt. Stellt euch das mal vor, Gott würde uns und diese Welt, einen ganzen Tag sich selbst überlassen, weil er Feierabend hat! Nein, so ist das nicht. Gott hat noch nicht Feierabend. Sein Feierabend kommt noch. Und unserer auch. Der ganz große Feierabend, den wir gemeinsam haben werden in Gottes Ewigkeit.
Hier und jetzt aber haben wir wenigstens schon Feiertage, Zeit um die Schöpfung zu feiern und den Schöpfer zu feiern. Der Feiertag, für uns der Sonntag, ist ein Geschenk des Schöpfers an uns – in Vorwegnahme der Vollendung, die noch kommt.
Gott sah an, alles, was er gemacht hatte, und siehe: Es war sehr gut.
Wir können das Gute sehen. Wir sollen das Gute tun. Und wir dürfen das Gute feiern.

Sonntag, 14. April 2013

Predigt am 14. April 2013 (Sonntag Miserikordias Domini, Konfirmation)



Jesus sprach: „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für die Schafe herzugeben. Einer, der gar kein Hirte ist, sondern die Schafe nur gegen Bezahlung hütet, läuft davon, wenn er den Wolf kommen sieht, und lässt die Schafe im Stich, und der Wolf fällt über die Schafe her und jagt die Herde auseinander. Einem solchen Mann, dem die Schafe nicht selbst gehören, geht es eben nur um seinen Lohn; die Schafe sind ihm gleichgültig.
Ich bin der gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich, genauso wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich gebe mein Leben für die Schafe her.
Ich habe auch noch Schafe, die nicht aus diesem Stall sind. Auch sie muss ich herführen; sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden eine Herde unter einem Hirten sein.
Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles; niemand kann sie aus der Hand des Vaters reißen. Ich und der Vater sind eins.
Johannes 10, 11-16. 27-30


Liebe Sandra, liebe Sabrina, liebe Gemeinde,

Jesus, der Gute Hirte. Bilder, wie das Kirchenfenster auf dem Liedblatt gibt es unzählige: Jesus mit dem Hirtenstab, Schafe an seiner Seite, ein Schäflein auf seinem Arm oder auch auf seiner Schulter. Ein idyllisches Bild. Zumindest auf den ersten Blick. Die friedlichen Schäfchen und der gute Heiland.
Wir haben uns vor Kurzem noch mit Psalm 23 beschäftigt, dem Psalm vom Guten Hirten, Standardlerntext aller Konfirmanden und einer der schönsten und segensreichsten Bibeltexte überhaupt. Ihr habt das Bild vom Hirten versucht für euch verständlich zu machen und anschaulich: Ihr habt coole Hirten, lustige Schafe, Wiesen, Wasser und Straßen gemalt: auch nur eine etwas andere Darstellung dessen, was wir auf dem Kirchenfenster sehen.
Was euch deutlich geworden ist: Ein guter Hirte schützt seine Schafe, er versorgt und ernährt seine Schafe, er führt sie dorthin, wo es ihnen gut geht, und rettet sie, wo es gefährlich ist.
Als Jesus gekommen ist, da kannte er den Psalm 23, und die Leute, zu denen er gesprochen hat, die kannten ihn auch. Als er sich hinstellte und sagte: Ich bin der gute Hirte, da mussten sie gleich an diesen Psalm denken: Der Herr ist mein Hirte. Und sie haben es genau verstanden, was Jesus damit sagen wollte: „Ich bin für euch wie Gott: ja ich bin Gott. Ich und der Vater sind eins.“
Das ist Jesus Christus für uns: Der Gute Hirte, der uns schützt, der für uns sorgt, der uns führt und der uns rettet.
Konfirmation heißt Bestätigung, Bekräftigung. Das ist für Spanisch sprechende Menschen nicht schwer zu kapieren. Es ist eine wechselseitige Bestätigung, eine Bestätigung dessen, was eigentlich schon mit eurer Taufe begonnen hat: dass Jesus euer Guter Hirte ist, und ihr seine Schäfchen seid. Ihr sagt heute zu Jesus: „Ja, das wollen wir: zu deiner Herde gehören, zu deinen Schafen, zu den anderen Christenmenschen, zur christlichen Gemeinde.“ Und Jesus sagt zu euch: „Ja, das will ich: euer Guter Hirte sein, euch schützen, euch versorgen, euch führen, euch retten. Das habe ich bisher schon getan; aber heute bestätige ich es euch noch mal ganz ausdrücklich, mit Handschlag und Segen.“
Warum das für euch gut und wichtig ist, das möchte ich euch jetzt kurz erklären:
Jesus will euch schützen. – Ihr seid dabei, groß zu werden. Eure Eltern können euch schon lange nicht mehr immer und überall schützen und vor allen Gefahren bewahren. Natürlich habt ihr gelernt, selber achtzugeben, euch vorzusehen, Gefahren zu erkennen und aus dem Weg zu gehen. Trotzdem gibt’s im Leben kein Rundum-Sorglos-Schutzpaket. Das Leben ist nun mal lebensgefährlich. Vieles kann schief gehen. – Wie gut und wie tröstlich, wenn einer da ist, der aufpasst. Einer, der euch in Gefahren beisteht. – Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich. Die Worte aus Psalm 23 drücken das aus: Da ist einer bei mir, der die Raubtiere fernhält, und der auch im Dunkel bei mir ist. – Jesus will euch schützen.
Jesus will euch versorgen. – Ihr lebt in einer Zeit und in einer Welt, in der die Versorgung mit den lebensnotwendigen Dingen, die wir auch unser tägliches Brot nennen, kein Problem ist. Verhungern und verdursten werdet ihr sicher nicht. Kleidung und Wohnung sollten auch nicht das Problem sein. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagt Jesus. Und er sagt auch: Du kannst alles haben, was die Welt dir bietet, und trotzdem kann deine Seele vor die Hunde gehen. Wörtlich: Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele. Der Mensch braucht im Leben auch, was seiner Seele gut tut. Nun, gute Worte, ehrliche Freundschaft, Zuneigung, Liebe, das werdet ihr hoffentlich auch da und dort finden. Ganz sicher aber findet ihr diese Seelennahrung bei Jesus Christus. Also: im Glauben an Gott, im Miteinander der Christen, in den Worten der Bibel. Ich bin ja gerade dabei, euch ein paar davon mitzugeben. Und dann sind da noch eure Konfirmationssprüche. Gute Worte, die ihr euch selber ausgewählt habt und die wunderbar zu dem passen, was ich euch heute sage. Merkt sie euch, lernt sie, hängt sie euch irgendwo hin. Solche Worte sind wunderbare Begleiter. Solche Worte sind manchmal auch eine Notration für die Seele. Denn, ja: Jesus will euch versorgen.
Jesus will euch führen. – Als erwachsene Menschen führen wir unser Leben selber. Und dazu wollen wir euch als Heranwachsende auch befähigen, dass ihr euer Leben selber führen könnt. Dass ihr selber entscheiden könnt, wo ihr hin wollt im Leben. Dass ihr euch realistische Ziele setzt und sie erreicht. Und wenn ihr sie erreicht habt, dass ihr damit auch glücklich seid. Ja, so möge es sein. – Und trotzdem: Meistens kommt dann doch etwas anders, als wir es uns denken. Unsere Pläne gehen nicht immer auf. Unsere Wünsche gehen nicht immer in Erfüllung. Und manchmal wissen wir noch nicht mal, welche Ziele wir eigentlich verfolgen sollen. – Wie gut, wenn dann einer da ist, der weiß, wo es lang geht: Jesus, der Gute Hirte. – Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, und wahrscheinlich könnt ihr fragen, wen ihr wollt, wir alle, die wir zur Herde des Guten Hirten gehören, haben die Erfahrung gemacht: Wir sind losgegangen, und er hat uns woanders hingeführt, als wo wir hinwollten, aber am Ende war es das Beste für uns. So ist das mit dem Guten Hirten: Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Darauf dürft ihr euch verlassen: Jesus will euch führen.
Und: Jesus will euch retten. – Jetzt wird’s dramatisch. Weil es auch im Leben manchmal dramatisch wird. Wenn euch Menschen oder übermenschlich böse Mächte übel mitspielen. Wenn alle gegen euch sind. Wenn ihr keine Chance mehr habt. Wenn ihr gar noch selber gegen euch seid. Euch nicht mehr ausstehen könnt, weil ihr selber alles vergeigt habt. Dann ist einer da, der euch aus dem Dreck zieht und euch rettet. – Zu den Bildern und Geschichten vom Guten Hirten, gehört immer auch das verlorene Schaf, das sich einsam und allein irgendwo im Dornengestrüpp verfangen hat und aus eigener Kraft nicht mehr freikommt, nicht mehr heimkommt; und dann kommt der Gute Hirte, findet es, rettet es, trägt es heim zu den anderen. So, gerade so, will Jesus für euch sein: Jesus will euch retten.
Und Jesus sagt ganz deutlich, was das heißt: Er läuft nicht weg, wenn’s gefährlich wird. Er kämpft für seine Schafe. Er lässt sein Leben für die Schafe. Lieber sollen die Raubtiere ihn verschlingen, als die Herde. – Das ist ein Bild dafür, was Jesus für uns getan hat, als er sich am Kreuz geopfert hat.
Ja, und warum tut er das – für uns, für euch? – Er tut es, weil er euch lieb hat. Weil ihm unendlich viel an euch, an jedem von uns allen, liegt. Ihr seid ihm nicht gleichgültig. Er kennt euch mit Namen und Adresse. Er kennt euer Herz und eure Seele. Ihm liegt alles an euch. Er liebt euch. Denn er ist euer Gute Hirte. Und er will nicht, dass ihr verloren geht.
Darum vertraut ihm. Vertraut euch ihm an. Sagt Ja zu ihm. Er hat schon lange Ja gesagt zu euch.


Konfilied 2013

Da ist einer, der mich kennt,
dessen Herz für mich entbrennt,
dessen Herz stets für mich schlägt
und der mich durchs Leben trägt. 

Da ist einer, der mich nährt,
der mich Gottes Worte lehrt,
der mir Gottes Wege zeigt,
denn er ist mir zugeneigt.

Da ist einer, der mich führt,
der mein Leben sanft berührt,
der sein Leben für mich gibt,
weil er mich unendlich liebt. 

Da ist einer, der mich hört,
der den bösen Mächten wehrt,
der den bösen Feind bedroht
und mich tröstet in der Not.

Da ist er, der für mich starb,
er, der mir das Heil erwarb,
er, der Gottes Heil mir schenkt,
er, der liebend an mich denkt.


Da bin ich, ich höre dich,
deine Stimme kenne ich,
deine Stimme sagt es mir,
dass ich sicher bin bei dir. 

Da bin ich, ich brauche dich.
Ohne dich verlier ich mich,
ich verlier des Leben Sinn,
wenn ich nicht mehr bei dir bin.

Da bin ich, ich komm zu dir.
Nimm mich an, jetzt bin ich hier.
Nimm mich auf in Gottes Land.
Halt mich fest an deiner Hand.
 (c) Roland Herrig

Bildnachweis:
Jesus, the Good Shepherd window at St. Matthew's Lutheran Church, Charleston, South Carolina. Attributed to the Quaker City Glass Company of Philadelphia, 1912. Autor: Cadetgray, CC BY-SA 3.0 (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jesus_the_good_Shepherd.jpg)