Mittwoch, 24. April 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 24. März 2013


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

gestern habe ich Sie mit dem Ratschlag entlassen, lieber einmal mehr die Klappe zu halten, als sie einmal zuoft aufzureißen. Heute möchte ich Sie einladen, statt der Klappe die Ohren und die Augen aufzumachen. Das ist wieder im Sinne eines alten Sprichwortes aus dem Sprüchebuch der Bibel: Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr (Sprüche 20, 12). – Ein Sprichwort mit mehreren Ebenen ist das.

Zuerst einmal ist das Hören und das Sehen ja sowieso schon mal etwas unglaublich Erstaunliches und Wunderbares. Wir haben Sinnesorgane, die uns verlässliche und unglaublich genaue Informationen liefern: das Ohr, das Schallwellen in elektrische Impulse umwandelt, die unser Gehirn entschlüsseln kann. Wir hören ja nicht nur etwas, sondern wir verstehen auch. Wir erkennen, das Geräusch einer schlagenden Tür, und in der Wohnung, die uns vertraut ist, hören wir sogar, welche Tür es ist. Wir hören Stimmen und erkennen sie, und wir verstehen Sprache. Was für ein Wunder der Schöpfung!

Und erst recht das Auge, das aus Licht Bilder macht, die aber nicht nur auf der Netzhaut entstehen, sondern die wir – ganz ähnlich wie die Geräusche, die wir hören, im Kopf haben. Dabei sehen wir nicht nur irgendwas, sondern wir erkennen Muster, ordnen sie den Dingen und Menschen zu, mit denen wir zu tun haben.

Ohr und Auge selber kann man heute technisch nachbauen; beim Erkennen und Identifizieren der Schall- und Bildinformationen ist die Technik im Grunde genommen immer noch ganz am Anfang. – Es ist erstaunlich, und darum sagt das Sprichwort: das hat der Herr gemacht, wow!

Aber eigentlich geht es wohl um noch mehr: Es geht um das richtige Hören und das richtige Sehen. Man kann ja sehen und doch nichts kapieren, man kann hören und doch nicht verstehen. Ich kann vor allem den Menschen übersehen, der mich gerade besonders braucht, seinen suchenden Blick, seine fragende Geste – das alles kann ich übersehen. Und ich kann weghören, wenn ich etwas Unangenehmes höre, was ich nicht wahr haben will, die Botschaft hinter den Wörtern. Dass ich wirklich wahrnehme, wer der Mensch neben mir ist und was er mir sagen will, auch das ist eine Gabe Gottes. – Und vielleicht auch eine Aufgabe!

Also heute besonders: Augen auf und Ohren auf! Es gibt Wichtiges zu sehen und zu hören.

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