Kolosser 2, 12-15
Kommt
ein Handwerksmeister an der Himmelstür an: „Wieso habt ihr mich
jetzt schon geholt? Ich bin doch erst 45!“ - Sagt Petrus: „Wir
haben die Stunden zusammengezählt, die du deinen Kunden berechnet
hast; danach bist du schon 84.
“
Ja,
liebe Schwestern und Brüder, jetzt bleibt noch die spannende Frage:
Kommt er überhaupt rein in den Himmel oder nicht?
Wer
kommt überhaupt in den Himmel?
Ein
Evangelischer ist neu angekommen im Himmel und bekommt von Petrus
eine Führung. Nachdem es eine ganze Menge angenehmer Dinge zu sehen
gab, kommen sie an eine hohe Mauer und Petrus bedeutet dem
Evangelischen, leise zu sein. „Warum?“, fragt der. Sagt Petrus:
„Hinter der Mauer sind die Katholiken, und die glauben, sie wären
alleine hier!“
Tja,
das wäre schlimm, wenn es noch getrennte Himmel für getrennte
Konfessionen gäbe. Und noch schlimmer, wenn nur die wirklich
Rechtgläubigen da ankommen würden.
Also:
Wer kommt in den Himmel? Wer kommt mit seinem Leben wirklich bei Gott
an?
Vor
ein paar Tagen hatte ich eine kleine Diskussion, die wir nicht ganz
zu Ende gebracht haben. Ich habe gesagt: „Wir wissen, dass wir in
den Himmel kommen.“ Mein Gegenüber sagte: „Wir glauben, dass wir
in den Himmel kommen. Wissen können wir es nicht.“ – Ich habe
ihm Recht gegeben. Aber ich hätte es noch genauer erklären müssen:
Dass wir zu Gott gehören und bei Gott ankommen werden, das können
wir in der Tat nicht in der Weise wissen, wie wir wissen, dass 2 plus
2 gleich 4 sind oder dass die Erde um die Sonne kreist oder dass
Eisen schwerer ist als Holz. Es ist kein Wissen, dass wir einfach so
an der Wirklichkeit überprüfen oder nachmessen können. Und doch
ist es genau so gewiss. Und wenn wir sagen, wir glauben es, dann
meinen wir nicht, dass wir es vermuten. So nach dem Motto: „Ich
glaube, morgen wird schönes Wetter.“ – Sondern: Wir sind dessen
ganz gewiss. Wir vertrauen fest darauf.
Ich
glaube an … die Auferstehung der Toten und das ewige Leben,
bekennen
wir im Glaubensbekenntnis. Und gemeint ist dabei nicht nur, dass es
so was gibt, sondern dass es das für mich gibt: Ich werde bei Gott
in Ewigkeit leben. Ich komme in den Himmel!
Es
gibt eine ganze Reihe von Bibeltexten, die gegen die Ungewissheit des
ewigen Heils anschreiben. Einer davon ist unser Predigttext. Das
Argument ist ganz einfach: Die Auferstehung und das ewige Leben sind
keine Angelegenheit der Zukunft, sondern sie sind schon Gegenwart,
weil Gott in der Vergangenheit bereits das Entscheidende getan hat:
Gott
hat Christus von den Toten auferweckt und hat euch mit ihm lebendig
gemacht.
Wie?
– Durch die Taufe: Mit
Christus seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr
auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn
erweckt hat von den Toten.
Mit
der Taufe bist du eingetaucht, hineingenommen in die
Jesus-Christus-Geschichte: mit ihm begraben, mit ihm auferstanden. Im
Taufwasser ist der alte Mensch ertrunken und der neue Mensch
auferstanden. Aus dem Taufwasser bist du neu geboren zum ewigen
Leben.
Wenn
du zweifelst, ob du noch zu Gott gehörst oder schon zu Gott gehörst; wenn du meinst, du
könntest vielleicht an der Himmelstür abgewiesen werden, weil du
nicht gut genug bist für Gottes Anspruch, dann erinnere dich daran:
Du bist getauft! Gott hat dich schon auferweckt zum ewigen Leben. Der
Weg zum Himmel ist frei.
Mit
der Taufe hat etwas Neues begonnen. Es gibt ein Davor und ein Danach.
– Es heißt: Ihr
wart tot in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches,
und Gott hat uns alle Sünden vergeben.
Das
Wort Unbeschnittenheit
muss
ich kurz erklären: Wie ihr sicher wisst, wird jüdischen Jungs am 8.
Tag nach ihrer Geburt die Vorhaut beschnitten. Die Beschneidung ist
das Zeichen für den Bund Gottes, den er nach biblischer
Überlieferung mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hat.
Unbeschnitten sein bedeutete, nicht zu Gott zu gehören, von Gott
getrennt zu sein. Nun waren die griechisch sprechenden
Völkerschaften Kleinasiens und Europas unbeschnittene Heiden.
Sollten sie auch beschnitten werden, um so in Gottes Bund
eingeschlossen zu werden? – Paulus und die Apostel haben diese
Frage verneint. Denn durch Jesus Christus, hat Gott einen neuen Bund
geschlossen, ein neues Testament, wie es dann im Lateinischen hieß,
wo testamentum
noch
nicht so eng gefasst ist, wie wir das Wort Testament
verstehen. Und Gott hat ein neues Zeichen für den neuen Bund eingesetzt: die
Taufe. Wer durch die Taufe zu Jesus Christus gehört, ist im
geistlichen Sinne nicht mehr unbeschnitten. Er ist nicht mehr
getrennt von Gott, nicht mehr von Gottes Bund ausgeschlossen, wie die
Heiden. – In diesem Sinne gebraucht der Apostel hier das Wort
Unbeschnittenheit
des Fleisches:
nämlich in demselben Sinne wie das Wort Sünde,
das
auch da steht: Getrennt sein von Gott.
Aber
dieser Zustand – von Gott getrennt sein, in Sünde leben, geistlich
tot sein –, dieser Zustand ist vorbei. Ist beendet durch die Taufe.
Menschen,
die als Jugendliche, als Erwachsene zum Glauben kamen und getauft
wurden, können oft von diesem Neuwerden erzählen, von dieser
Zustandsänderung: Es gibt ein klares Davor und ein klares Danach:
Erst getrennt von Gott, dann zugehörig zu Gott. Erst auf der Suche,
oder in einer sinnlosen Tretmühle oder gar auf zerstörerischen
Lebenswegen – und dann die radikale Veränderung. Ihr Leben ist
anders geworden, mehr als anders, es ist neu geworden.
Mit
der Taufe ist das überwunden, was mich von Gott getrennt hat: meine
Sünde, meine Schuld, das, wofür ich mich schämen muss.
In
unserer Bibelstelle ist das mit dem Bild vom Schuldschein
ausgedrückt. Was das ist, können wir uns wohl vorstellen.
Vielleicht besitzt ja mancher auch so was. Zum Beispiel
Staatsanleihen von Griechenland. Wer so eine griechische
Staatsanleihe gekauft hat, der hat nichts anderes gemacht, als dem
griechischen Staat Geld zu leihen, mit dem Versprechen, das nach
einer gewissen Zeit, vermehrt um Zinsen zurückzubekommen. Das
Problem ist nun, dass Griechenland pleite ist, und die Besitzer von
den Anleihen darum fürchten müssen, ihr Geld zurückzukriegen.
Allerdings
sind wir vor Gott nicht die Gläubiger, sondern die Schuldner. Gott
hat einen berechtigten Anspruch an uns. Einfach weil er uns
geschaffen hat, und alles, was wir haben im Grunde nur von ihm
geliehen ist. Darum hat Gott einen Anspruch an uns, dass wir ihm das,
was er uns gegeben hat, um Zinserträge vermehrt zurückgeben. –
Und wir, wir sind sozusagen in der Rolle von Griechenland. Wir haben
über unsere Verhältnisse gelebt und können Gottes Erwartungen
nicht erfüllen.
Was
nun? – Griechenland versucht man auf die Beine zu helfen, indem man
einerseits Schulden stundet oder erlässt und indem man andererseits
eine harte Disziplin beim Ausgeben von geliehenem Geld und beim
Eintreiben von eigenem Geld erwartet. – Viele meinen, Gott würde
das genau so machen: ein paar Schulden erlassen und größere
Anstrengungen von uns erwarten, damit wir nicht zu tief in die roten
Zahlen rutschen bei ihm.
Gott
aber tut was anderes: Er verzichtet ganz und gar auf seine Ansprüche.
Er schmeißt seine Schuldverschreibungen weg. Sie sind mit Jesus
gekreuzigt, sagt der Apostel. Sie sind durchkreuzt, ungültig
gemacht. – Und wir sind frei. Wir können aufatmen. Wir können
ohne Schulden mit einer schwarzen Null neu beginnen.
Das
bewirkt die Taufe.
Nun
sagst du vielleicht: Da habe ich ein Problem. Ich bin als kleines
Kind getauft worden, da war ich noch unschuldig, da hatte ich noch
keine Schulden bei Gott. Die habe ich erst später zusammengetragen
in meinem Leben.
Und
da sage ich: Ja, das ist was Wahres dran. Auch der Getaufte, auch der
als Erwachsene Getaufte, wird immer wieder schuldig. Aber das
Verrückte, das Großartige, was Gott tut, ist, dass er die Taufe,
den Neuanfang bei Null, immer wieder neu in Geltung setzt. Du darfst
zu Gott kommen und sagen: Schau, da bin ich wieder schuldig geworden.
Da bin ich dir wieder etwas schuldig geblieben. Aber ich bin getauft,
und du hast mir in der Taufe alle meine Schulden vergeben, auch die,
die inzwischen wieder neu hinzugekommen sind. Aber auch für die ist
Christus am Kreuz gestorben.
Wenn
wir Gott unsere Schuld bekennen und von ihm Vergebung erfahren, dann
wird also eigentlich immer nur wieder das aktualisiert, was Gott uns
in der Taufe schon gegeben hat. Denn die Taufe gilt ein für allemal.
Ich
kann jeden Augenblick sagen: Gott hat mir schon vergeben, denn ich
bin getauft.
Und
darum kann ich auch jeden Augenblick gewiss sein, dass ich mit meinem
Leben bei Gott ankommen werde, dass ich in den Himmel komme. Das, was
zwischen Gott und mir gestanden hat, ist weggenommen ein für allemal
durch die Taufe. Wenn ich das glaube, wenn ich darauf vertraue, dann
ist es auch wahr und gewiss.
Und
darum, zum Schluss: Wenn ich so durch die Taufe mit Christus
verbunden bin, wenn ich schon mit ihm auferstanden bin, wenn nichts
mehr zwischen Gott und mir steht, dann kann mich auch keine Macht der
Welt mehr von Gott trennen. Die Mächte, die sich zwischen Gott und
mich stellen wollen, sie sind entmachtet: Sünde, Tod und Teufel sind
besiegt. Christus ist für mich gestorben und für mich auferstanden.
Ich bin getauft. Ich bin erlöst. Ich bin befreit. – Ich bin bei
Gott.
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