Dienstag, 17. Januar 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Dienstag, dem 17. Januar 2012


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

ich bin allen Ernstes der Ansicht, dass das Christentum die Religion der Freiheit ist.

Dagegen scheint vieles zu sprechen. Gerne wird aus der Geschichte der christlichen Kirche von Zwangsbekehrungen, Kreuzzügen, der Inquisition und dem Hexenwahn berichtet. Und aus der Gegenwart werden die Ablehnung von Kondomen, die Ehelosigkeit der Priester, die Behauptung, die Ehe sei unauflöslich, oder die Ablehnung von praktizierter Homosexualität als Beispiele angeführt, um zu belegen, dass die Religion im allgemeinen und die Kirche – und dabei ist meistens die katholische gemeint – im besonderen, für Zwang und Unfreiheit stehen.

In der Bibel, der Heiligen Schrift, an der wir Christen uns orientieren, stehen ganz großartige Sätze über die Freiheit:

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

Oder: Zur Freiheit hat uns Christus befreit; darum lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.

Oder: Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.

Damit ist vor allem eins gemeint: Zu Gott kommen kann der Mensch nicht aus Zwang, sondern immer nur freiwillig. Jesus und dann die ersten Christen haben für ihren Glauben geworben, und die Menschen sind freiwillig gekommen, haben sich überzeugen lassen ohne Zwang. Manche haben sich auch wieder abgewendet. Das gehört zur Freiheit dazu. Wo die Kirche versucht hat, Menschen durch Zwang zu Christen zu machen, hat sie ihrem Auftrag und ihrer Botschaft widersprochen. In Glaubensdingen darf es keinen Zwang geben.

Und auch darin, was Christen dürfen und was nicht, soll es keinen Zwang geben. Es gibt wohl Lebensregeln und Gebote, die für Christen gelten – vor allem das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe –; aber mit Zwang und Gewalt können und wollen wir diese Gebote nicht durchsetzen. Wir vertrauen da viel mehr auf die Freiheit – und auf Gottes Geist, der Menschen überzeugt und der sie zu einem verantwortlichen Leben in Freiheit befähigt.

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