Sonntag, 4. März 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 4. März 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

ich muss Ihnen etwas gestehen: Ich bin ein sehr furchtsamer Mensch. Besonders im Umgang mit anderen Menschen. Da bin ich regelrecht schüchtern und manchmal auch feige. Zu feige nämlich, zu sagen, was ich wirklich denke und sagen sollte. – Eigentlich sind das keine guten Eigenschaften für einen Pfarrer. Der sollte doch lieber mutig und offen sein, auf die Menschen zugehen und klar sagen, was Sache ist. Eigentlich! Gut, dass es viele Pfarrer gibt, die so sind!


Ich bin es nicht. Ich bin anders, und ich habe es mir nicht ausgesucht. Ich habe es mir auch nicht ausgesucht, Pfarrer zu werden. Das wollte Gott; ich hatte was anderes vor. Nun muss er mit einem schüchternen und furchtsamen Pfarrer zurechtkommen.


Der Apostel Paulus hatte offenbar einen Mitarbeiter, dem es ähnlich ging und der auch Aufgaben der Gemeindeleitung hatte, die man mit denen eines Pfarrers vergleichen kann. In einem Brief an diesen Mitarbeiter – Timotheus hieß er – merkt man, wie Paulus regelrecht gegen die Furchtsamkeit und Schüchternheit seines jungen Freundes angeschrieben hat. Und mittendarin fällt ein wunderbarer Satz, der nun heute in den Herrnhuter Losungen steht: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1, 7).


Diesen Satz kenne und liebe ich schon seit Jahrzehnten, denn er ist ein Satz, wie für mich geschrieben.



Er erinnert mich an Gottes Geist, der bei mir und in mir ist. Er ist kein Geist der Furcht. Wenn Gott bei mir ist, wenn sein Geist mich leitet, brauche ich mich überhaupt nicht zu fürchten.

Und dabei ist Gottes Geist nicht einfach nur der Geist der Furchtlosigkeit, nein, er ist auch der Geist der Kraft: Mit ihm habe ich die nötige Energie für die Aufgaben, die ich zu tun habe, und – wichtiger noch – für die Menschen, mit denen ich zu tun habe. 



Er ist der Geist der Liebe: Mit ihm kann ich die Menschen so sehen, wie sie sind, wie sie sein wollen, wie sie sein können.


Und er ist der Geist der Besonnenheit: Mit ihm werden meine Gedanken und Gefühle klar. Und vielleicht ist gerade das wichtig: Besonnenheit ist das positive Gegenstück zu Feigheit und Schüchternheit. Ich muss nicht schüchtern und feige sein, aber ich bin zurückhaltend und besonnen.

Ich habe gelernt: Gottes Geist formt mich zu dem Menschen, den Gott brauchen kann.



Und das tut er nicht nur mit mir, sondern mit jedem, der sich auf ihn einlässt.

1 Kommentar:

  1. Ein bißchen Schüchternheit macht doch sympathisch!

    Und wenn Sie, lieber Herr Pfarrer, diese Schüchternheit doch etwas abtrainieren wollen, helfen vielleicht ein paar Tipps: http://www.typentest.de/typentest_de_-_erklarung/schuechternheit.htm

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