Donnerstag, 24. Mai 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Donnerstag, dem 24. Mai 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

wir leben nicht um zu arbeiten, habe ich gestern an dieser Stelle gesagt. Wir arbeiten um zu leben. Wir arbeiten, um Muße haben zu können, hätten die alten Griechen gesagt.


Ein interessantes Wort: Muße. Es bedeutet Nichts-Tun. Nichts bestimmtes. Einfach Zeit haben. Wenn ich Muße habe, schaue ich einfach aufs Meer und beobachte die Wellen und die Wolken. Vielleicht lese ich ein Buch. Vielleicht trinke ich einen Wein und rauche eine Zigarre. Vielleicht rede ich mit jemandem. Aber nicht, um etwas zu vereinbaren, nicht um ihn von etwas Wichtigem zu informieren, nicht um Geschäfte abzuschließen, sondern einfach nur um zu reden, weil wir uns mögen, weil wir Muße haben.


Wenn ich Muße habe, kommen mir die besten Ideen. Oft genug muss ich angestrengt nachdenken, was ich zu diesem oder jenem Anlass sage oder mache, welche Aktivitäten zu organisieren, welche Aufgaben zu erfüllen sind. Das macht Mühe und, was dabei herauskommt, ist unterschiedlich gut. Manchmal habe ich aber einfach Zeit und Muße, ich muss nichts planen oder organiseren und trotzdem oder gerade deshalb fällt mir etwas Tolles ein. Zeit haben, Muße haben, nichts zu müssen und alles zu können, das ist ein wunderbares Gefühl!


“Interesseloses Wohlgefallen” hat ein Philosoph das mal genannt, was ich mit Muße meine.


Wahrscheinlich ist es gar nicht so einfach, Muße zu finden, wenn man es gewöhnt ist, immer etwas zu tun. Und es ist auch nicht im Interesse der Freizeit- und Tourismusindustrie, die uns beschäftigen, uns animieren und mit uns Geld verdienen will, während wir einfach nur unsere Ruhe haben wollen, Muße eben.


Ich möchte Ihnen gerne Lust machen auf etwas Muße: Tun Sie einfach mal nichts, nehmen Sie sich nichts vor. Genießen Sie es, dass Sie da sind und das Leben schön ist!


Übrigens finde ich es wunderbar, dass Gott in seiner Schöpfung sogar ausdrücklich einen Tag für das Nichtstun, für die Muße vorgesehen hat. Und sogar er selber, Gott, soll am siebten Tag einfach nichts gemacht haben, nur geruht. Da können wir uns doch wirklich mal am lieben Gott ein Beispiel nehmen!

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