Sonntag, 1. Januar 2017

Predigt am 1. Januar 2017 (Neujahr)

Jesus sprach zu seinen Jüngern:
„Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, dahin wisst ihr den Weg.“
Spricht zu ihm Thomas: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?“ Jesus spricht zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Johannes 14, 1-6

Nun stehen wir wieder am Anfang.
Am Anfang eines neuen Jahres.
Wir haben unsere Zeit so strukturiert.
Der Jahresanfang könnte auch ganz wann anders sein.
Einige unserer Monatsnamen verraten es noch, dass das Jahr mal mit dem März begann: September – der siebte, Oktober – der achte, November – der neunte, Dezember - der zehnte Monat.
Andere Religionen und Kulturen haben andere Kalender.
Das jüdische Neujahrsfest war schon Anfang Oktober.
Das muslimische auch.
Die Erde läuft in einer fast kreisförmigen Bahn um die Sonne: einmal rundherum – ein Jahr.
Wo soll da der Anfang sein?
Das kann sich jeder selber aussuchen.
Ein römischer Kaiser hat irgendwann diesen Termin festgelegt: 1. Januar.
Das neue Jahr existiert also gar nicht wirklich.
Wir machen es, indem wir neue Kalender aufhängen, eine neue Jahreszahl schreiben. Vielleicht auch, indem wir über die vergangenen zwölf Monate Bilanz gezogen haben und uns vornehmen, ab heute ein paar Dinge anders zu machen.
Aber gestern wie heute sind wir auf dem Weg durch die Zeit.
Und die Welt, in der wir heute morgen erwacht sind, ist keine andere, als sie es gestern war.
Wir nehmen unsere Probleme, Sorgen und Ängste mit ins neue Jahr.
Wie auch unsere Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen.
Und unseren Glauben.
Die Erde läuft in einer fast kreisförmigen Bahn um die Sonne, und wir mit ihr.
Das ist unser Rundwanderweg, den wir Jahr nennen.
Egal, wo wir beginnen, nach einem Jahr sind wir wieder an derselben Stelle.
Wir haben wieder Weihnachten gefeiert.
Und in den Monaten zuvor haben wir vieles getan, was wir alle Jahre wieder tun.
Wir sind hin- und hergereist.
Wir haben Geburtstage gefeiert.
Oder unsere Arbeit getan.
Wie alle Jahre.
Nur der Rundenzähler ist eine Zahl höher gerückt, von Sechs auf Sieben dieses Mal.
Oft laufen wir im Kreis und merken dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht.
Wenn wir wieder dort ankommen, wo wir vor einem Jahr waren, sind wir doch nicht mehr genau an derselben Stelle.
Die Erde, die um die Sonne läuft, die schon; und wir mit ihr.
Aber auf der Erde und in unserem Leben hat sich etwas verändert.
Vielleicht nur ein paar Kleinigkeiten.
Vielleicht nur eine Falte mehr im Gesicht.
Vielleicht nur zehn graue Haare mehr auf dem Kopf.
Oder hundert Haare weniger, egal welcher Farbe.
Vielleicht hat sich auch viel verändert.
Jemand, der vor einem Jahr noch mit uns unterwegs war, ist nicht mehr dabei.
Oder ist ganz woanders als voriges Jahr.
Oder wir sind ganz woanders.
Wir haben unseren Ort gewechselt.
Unsere Arbeit.
Unsere Lebensumstände.
Oder er, oder sie.
Wenn wir wieder dort ankommen, wo wir vor einem Jahr waren, dann ist der Rundenzähler eine Ziffer weiter gesprungen.
Und der Weg geht weiter.
Der vertraute Rundweg.
Oder doch ein ganz neuer Weg?
Am Anfang dieses Jahres bin ich, sind wir persönlich sehr gespannt auf die neuen Wege, die wir gehen werden.
Gehen werden müssen.
Wir wissen, dass wir in einem Jahr nicht an derselben Stelle sein werden, wo wir dieses Jahr sind und wo wir die vergangenen fünf Jahre waren.
Die Erde läuft um die Sonne, und wir mit ihr.
Aber auf der Erde laufen wir ganz woanders hin.
Und dann wird’s spannend.
Weil wir den Weg nicht wissen.
Wir wissen nur die ersten Schritte.
Wir haben Wünsche, Pläne, Hoffnungen, wie es sein könnte.
Und auch Ängste, Unsicherheiten, Befürchtungen sind dabei.
So vieles ist offen.
Und wir persönlich, wir sind nur ein Beispiel für viele, viele, die heute nicht wissen, nicht wissen können, wo sie in einem Jahr sein werden.
Die Erde wird in einem Jahr wieder ihre Runde gemacht haben.
Keiner von uns kann mit Sicherheit sagen, wo auf dieser Erde er dann sein wird; ja, ob er überhaupt noch auf dieser Erde sein wird.
Euer Herz erschrecke nicht!
Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Das sagt Jesus Christus.
In einem Augenblick, als die Zukunft extrem ungewiss ist – für ihn und seine Freunde.
Die Zeichen stehen auf Abschied.
Die Zeichen stehen sogar auf Todesabschied.
Wo ich hingehe, dahin wisst ihr den Weg.
Wissen sie ihn?
Ich glaube, sie wollen ihn gar nicht wissen.
Jesus selbst spricht ja nur in Bildern davon:
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.
Jesus geht nach Hause, geht heim – in sein Vaterhaus.
Und sie wissen, dass das nicht in dieser Welt ist.
Und den Weg dahin, den Weg aus dieser Welt, den wollen sie nicht gehen.
Die wenigsten wollen ihn gehen.
Nur die, die schon völlig erschöpft sind von all den anderen Wegen, die sie gegangen sind, während die Erde ihre Runden um die Sonne drehte.
Das sind sie noch nicht.
Das bin ich noch nicht.
Das seid ihr noch nicht.
Ihr Herz ist erschrocken und voller Angst.
Und unseres auch, wenn wir an die ungewisse Zukunft denken.
Sie glauben, der Weg, von dem Jesus spricht, ist das Sterben.
Heimgehen.
So sagen wir es auch: Er ist heimgegangen.
Gestorben.
Bei Gott.
Aber Jesus sagt etwas anderes.
Nicht: Sterben ist der Weg.
Sondern: Ich bin der Weg.
Der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Eigentlich sollte Heimgehen kein Wort für Sterben sein, sondern für Glauben, für Leben mit Jesus.
Mit ihm sind alle Wege Heimwege.
Alle Wege Wege zu Gott.
Nicht erst der letzte Weg, nicht erst der Tod führt uns nach Hause.
Wir sind schon auf dem Heimweg.
Für uns ist das schon fast wörtlich so.
Es geht zurück in die Heimat, nach Sachsen.
Wenn es so wird, wie ich es mir wünsche,
auch in die Heimat meiner Kindheit,
nur wenige Kilometer vom Elternhaus.
Eure Wege mögen ganz andere Wege sein.
Vielleicht eher in die Ferne.
Vielleicht seid ihr gerade dabei, hier, 4.000 km von daheim, heimisch zu werden.
Und auch und gerade dann, sollt ihr wissen:
Mit Jesus Christus ist jeder Weg ein Heimweg.
So fremd, so unbekannt, so ungewiss er sein mag.
Heute stehen wir am Anfang. Am Anfang eines weiteren Wegabschnittes. Zusammengeführt an dieser Schnittstelle der Jahre. Zusammengeführt an diesem Ort, der manchen Heimat ist und manchen Fremde und vielen beides. Wir werden weitergehen. Gemeinsame Wege. Getrennte Wege. Alte und vertraute Wege. Neue und unbekannte Wege.
Wir nehmen unsere Probleme, Sorgen und Ängste mit auf unsere Wege ins neue Jahr.
Wie auch unsere Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen.
Und wir nehmen unseren Glauben mit.
Denn wir gehen mit Jesus Christus.
Und er geht mit uns.
Denn er ist unser Weg durch die Zeit in die Ewigkeit.
Von Gott zu Gott.
Er ist hier unser Weg, und dort unser Ziel.
Er sagt:
Euer Herz erschrecke nicht!
Glaubt an Gott und glaubt an mich!

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