Sonntag, 18. Januar 2015

Zündfunke (Rundfunkandacht) am 18. Januar 2015

Guten Morgen, liebe Hörer,

die ganze Woche habe ich an dieser Stelle über Propheten gesprochen: Jesaja und Jeremia, Nathan und Jona zum Beispiel. Die haben aber alle vor zweieinhalb Jahrtausenden oder mehr gelebt. Schon zur Zeit Jesu waren viele der Meinung, die Prophetie wäre ausgestorben. Und viele Christen haben diese Meinung übernommen. Sogar mit biblischer Begründung: Früher, in alten Zeiten hat Gott durch die Propheten geredet; zuletzt hat er durch seinen Sohn Jesus Christus geredet. – So steht es im Hebräerbrief. Was er durch Jesus geredet hat, ist nicht mehr zu überbieten. Also: Schluss mit der Prophetie.

Aber stimmt das? – Propheten haben immer wieder Gottes Wort ganz aktuell für die Gegenwart gesagt. Brauchen wir das jetzt etwa nicht mehr? Reicht es, wenn wir einfach die Worte Jesu aus der Bibel nachsprechen? Ist das alles, was Gott heute noch zu sagen hat?

Unter den frühen Christen waren Propheten wieder etwas Normales. Wir lesen in der Apostelgeschichte, dass es in den Gemeinden da und dort Propheten gab; und der Apostel Paulus zählt die prophetische Rede zu den Gaben des Heiligen Geistes.

Heute nehmen Kirchen gerne für sich ein prophetisches Amt in Anspruch. Nur – die Verlautbarungen von Kirchenämtern sind noch lange nicht prophetisch. Und die Predigten, die Woche für Woche in tausenden von Kirchen gehalten werden, sind noch lange keine Prophetie. – Wir sollten da schon sehr vorsichtig sein, und uns nicht selber zu Propheten ernennen und unseren Worten damit eine besondere Weihe verleihen.

Nein, Propheten werden allein von Gott zu Propheten gemacht, und sie haben sich nie in diese Rolle gedrängt. Sie wurden zu ihren Lebzeiten oft genug missverstanden und missachtet. Und erst Jahre oder Jahrhunderte später wurden sie als Propheten erkannt.

Wo sind heute die wahren Propheten? – Ich muss gestehen: Ich habe darauf keine Antwort. Ich weiß nur, dass ich auf der Hut bin vor falschen Propheten. Aber ich weiß auch, dass mir da und dort schon ein Mensch zum Propheten geworden ist, der mir einen entscheidenden Wink von Gott her gegeben hat. Und ich möchte aufmerksam bleiben dafür, wann und wo Gott zu uns redet.

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