Montag, 7. Oktober 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Montag, dem 7. Oktober 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

am gestrigen Sonntag haben wir in unseren evangelischen Kirchengemeinden hier auf Teneriffa Erntedank gefeiert. Das tun wir immer am ersten Sonntag im Oktober – so wie viele Gemeinden in unserer deutschen Heimat auch.

Sicher, bei uns geht es etwas bescheidener zu, was das Schmücken der Kirchen mit Erntegaben betrifft.

Da, wo ich zuletzt in Deutschland Pfarrer gewesen bin, in Sachsen auf dem Land, da war das Erntedankfest ein Höhepunkt im Gemeindeleben. Tage vorher schon wurden die Kirchen geschmückt, Girlanden geflochten, Erntekränze und Erntekronen aufgehängt und Blumen, Korngarben, Obst, Gemüse und Lebensmittelkonserven in großer Menge aufgebaut. Am Sonntagmorgen lag dann dieser unvergleichliche Geruch von Blumen, Stroh und frischen Äpfeln in der Kirche. Das Gotteshaus war gut gefüllt, so wie sonst nur Weihnachten oder Ostern.

Erntedank zu feiern – das erfüllt offenbar bei vielen ein tiefes Bedürfnis.

Sicher ist da auch jede Menge Tradition und Erinnerung an die eigene Kindheit dabei: Das war schon immer so, und es war immer schön so – so ähnlich wie es uns auch mit Weihnachten geht.

Und dann ist da auch ganz tief in uns eine Verbundenheit mit der Natur, die wir in den Erntegaben vor uns sehen (und riechen). Das tut uns gut. Es ist eben nicht vorstellbar, die Kirche etwa mit technischen Geräten wie Fernsehern, Computern und Smartphones zu schmücken. Technik fasziniert zwar auch, aber wir empfinden sie am Ende doch als tot, steril und weniger bedeutend als Äpfel, Kürbisse und Sonnenblumen. – Im Herzen sind wir eben doch alle auch ein bisschen grün.

Das Besondere am Erntedank ist, dass wir das Leben feiern. Das Leben der Natur. Das Leben, von dem wir selber leben. Die Schöpfung.

Das Wichtigste aber ist, dass wir nicht nur Ernte feiern, sondern Ernte-Dank. Dass wir leben und dass wir die Mittel zum Leben – Lebensmittel – haben, die selber aus der lebendigen Natur kommen, das kann und soll uns dankbar machen. – Es ist gut, wenn wir dankbar sind und Danke sagen.

Wenn wir in der Kirche Erntedank feiern, dann sagen wir dem Danke, dem wir alles verdanken, Gott unserem Schöpfer.

2 Kommentare:

  1. Mag sein, dass man technische Geräte nicht in der Kirche ausstellen kann. Aber die Kirchen nutzen natürlich selbst sehr viel Technik, nicht zuletzt für die Übertragung von Gottesdiensten oder für andere Arten der Verbreitung ihrer Botschaft. Insofern würde ich Technik nicht im Gegensatz zur Natur sehen.

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    1. Nein nein, lieber Stefanolix, auch für die Technik, für das, was menschliche Kreativität und Naturbeherrschung hervorbringt, gilt: „Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.“
      Trotzdem hat der unmittelbarere Lebensbezug der elementaren Lebensmittel etwas Besonderes und gibt dem Erntedankfest seinen Flair. Und das kann ja auch mal gesagt werden.
      In meiner gestrigen Predigt erscheint im Übrigen die Technik in einer Reihe mit Nahrungsmitteln als Mittel zum Leben.
      Und natürlich bin ich, wie Sie wissen, nicht wirklich grün, sondern will eher andeuten, dass es da doch offenbar so eine natur-romantische Gestimmtheit gibt, die uns in diese Richtung ansprechbar macht.

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