Donnerstag, 15. September 2011

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Donnerstag, dem 15. September 2011


“Ich war’s nicht!” – diesen Satz, liebe Hörer, habe ich schon manchmal von meinem Patenkind gehört. Nicht immer, aber manchmal war er’s doch.

Wir Erwachsenen haben längere Entschuldigungen drauf. Aus dem “Ich war’s nicht” werden umständliche Erklärungen, warum ich, obwohl ich’s vielleicht doch war, überhaupt keine Schuld habe, nicht anders konnte oder einfach nur ein Opfer unglücklicher Umstände geworden bin. “Ich war’s nicht – ich kann nichts dafür – ich wasche meine Hände in Unschuld.

Seine Hände in Unschuld waschen – auch das ist eine sprichwörtliche Redensart, die aus der Bibel kommt. In einem der Psalmen (Psalm 26) beteuert einer vor Gott seine Unschuld: Herr, schaffe mir Recht, denn ich bin unschuldig!

Und wir merken schon: hier ist es etwas anders als bei meinem Patenkind und als bei uns meistens. Andere wollen ihm etwas unterschieben, für das er tatsächlich nicht verantwortlich ist. Er ruft Gott zum Helfer und zum Zeugen an: Du, Gott weißt, dass ich’s wirklich nicht war. Ich wasche meine Hände in Unschuld.

In vielen Religionen gibt es Reinigungsrituale. Das äußere Waschen symbolisiert dabei das innere Reinwerden. Daher kommt auch dieser Ausdruck. Ich kann mit reinen Händen und reinem Herzen, mit gutem Gewissen vor Gott treten.

Die christliche Taufe ist für uns ein ähnliches Reinigungsritual. Nur, dass wir nicht selber unsere Unschuld damit bekräftigen, sondern dass Gott uns die Schuld abwäscht.

Wir können, so wie wir alle gestrickt sind, wohl kaum guten Gewissens vor Gott treten und unsere Hände in Unschuld waschen. Und “Ich war’s nicht” und andere Ausreden ziehen bei Gott nicht.

Aber wir können uns auf unsere Taufe berufen. “Doch, ich war’s, aber du, Gott, hast mich in Unschuld gewaschen, du nimmst mich an, als wäre ich’s nicht gewesen.”

Im Grunde genommen ist es ja bei meinem Patenkind dasselbe. Auch wenn er’s gewesen ist, seine Eltern haben ihn trotzdem lieb - vielleicht sogar erst recht! – Genau so ist das mit Gott und uns.




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